Lana Del Rey auf der Suche nach dem Sinn

"Bitter-süß" nennt Lana Del Rey den melancholischen Unterton ihrer Musik, der auch das aktuelle Album "Honeymoon" prägt.

"Das Wort Hochzeitsreise fasst den ultimativen Traum zusammen: Liebe, Paradies, Freiheit, Leben . . . all das ist ewig gültig."

Deshalb hat Lana Del Rey ihre vierte CD "Honeymoon" genannt. Und die veröffentlicht die 30-Jährige nur 15 Monate nach dem von Black-Keys-Gitarrist Dan Auerbach produzierten "Ultraviolence". "Ich fühlte mich nach der Tour dazu nicht allzu müde und sehr inspiriert, weiter Songs zu schreiben", erzählte sie dem BBC-DJ Zane Lowe. "Das wollte ich ausnützen, denn das ist nicht immer so."

So haucht und schmeichelt sich die als Elisabeth Grant geborene Amerikanerin auf "Honeymoon" durch 14 Tracks, die wieder mehr an den Durchbruchs-Hit "Video Games" anschließen, ohne Auerbachs Gitarren psychedelisch dahinschweben, aber nicht so oft und nicht so fett mit Streichern auftragen, wie beim sieben Million Mal verkauften "Born To Die"-Album.

Selbstbewusst geht Del Rey auf "Honeymoon" ihren Weg – weg von Radiotauglichkeit hin zu versponnen Arrangements, die jedem Song Charakter geben. Allerdings sind nicht alle Melodien auf Anhieb so einnehmend wie die Highlights "High By The Beach", "Swan Song", "Salvatore" und "Religion".

Verlust

Mit Religion oder aktuellen Weltereignissen hat letzterer aber nichts zu tun. Del Rey bleibt auch bei "Honeymoon" ihren bevorzugten Themen – Liebe, Sehnsucht und Verlust – treu. "Für mich geht es beim Songschreiben darum, mich durch Fragen über mein Leben zu arbeiten. Und dabei etwas zu tun, das ich liebe", erzählte sie Zane Lowe. "Es ist ein Segen, dass ich in der Musik die Storys meines Lebens erzählen kann."

Dass Del Rey dabei immer melancholisch und etwas traurig klingt liegt für sie ihn ihrer Persönlichkeit. "Es wir immer ein bitter-süßes Element in meiner Musik geben", erklärte sie voriges Jahr im KURIER-Interview. "Denn so ist mein Leben: Es war in den letzten Jahren chaotisch. Und auch davor nicht so stabil, wie ich es mir wünschen würde."

Aufgewachsen in einem konservativen, christlichen Elternhaus war Del Rey nämlich schon als Teenager alkoholsüchtig. "Das steckte wohl in meiner DNA. Andererseits war ich in der Schule immer der Außenseiter. Ich habe mich sicher auch deshalb betäubt und die Besinnungslosigkeit vorgezogen. So kam ich mit 15 in ein Internat. Dort habe ich mich aber überhaupt nicht wohler gefühlt. Ich war frustriert, weil alle immer nur darüber sprachen, was an diesem Tag passiert ist, während ich andere Fragen hatte. All diese großen Fragen wie ,Woher kommen wir?’, ,Wohin gehen wir?’ und ,Welchen Sinn hat das Dasein?’."

Hilfe kam von einem Lehrer, der sie an den den Wochenenden zu klassischen Hollywood-Streifen und zu Konzerten mitnahm. "Er hat mich auf 90er-Jahre Hip-Hop oder Rockmusik gebracht hat. Und auf Schriftsteller wie Vladimir Nabokov und Allen Ginsberg. So bekam ich in der Zeit alle Einflüsse mit, die mich auch heute noch prägen. Und die Tatsache, dass wir keine Antworten auf die großen Fragen des Lebens haben, wird sich auch immer in meinen Songs bemerkbar machen – auch wenn es vorwiegend Liebeslieder sind."

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