Kusejs "Hermannsschlacht" im Burgtheater: Wir verstehen kein Wort!

Ende November wurde der neue Burgtheaterdirektor Martin Kušej endlich mit seiner ersten Neuinszenierung vorstellig. Und er hatte sich dafür mit „Die Hermannsschlacht“ ein denkbar schwieriges Stück ausgesucht.
Und das aus zwei Gründen. Erstens gilt Heinrich von Kleists Monumentaldrama als kaum spielbar. Zweitens muss er damit gegen eine Legende antreten: Claus Peymanns Bochumer Inszenierung von 1982, die er dann auch nach Wien mitbrachte, wird als Jahrhundert-Inszenierung gewertet.

Kušej zeigt den Germanen-Führer Hermann als eiskalten, geschmeidigen, völlig skrupellosen Machtpolitiker, der nichts „Barbarisches“ an sich hat, sondern an einen Diktator von heute erinnert. Markus Scheumann spielt diesen Hermann zum Fürchten präzise. Bibiana Beglau ist seine animalische Frau Thusnelda. Falk Rockstroh gibt dem glücklosen römischen General Varus viel Charakter.
Die mehr als drei Stunden lange Vorstellung hat eine gefährliche Ausstrahlung, ist aber viel zu zerdehnt und unterkühlt, um wirklich zu begeistern. „Ich verstehe kein Wort“, sagt Thusnelda an einer Stelle. „Wir auch nicht!“, ruft jemand aus dem Publikum zurück, worauf es viel Gelächter gibt.
Am Ende steht höflicher Applaus, einige Bravos, aber auch einige Buhs für den Regisseur und Hausherrn, was er mit höhnischen Gesten quittiert.
Kommentare