Dem neuen Burgdirektor Martin Kusej - er schätzt weder das Wort "Burg", noch den Begriff "Direktor" - gelang mit seiner ersten Premiere ein großartiger Auftakt. Vom Premierenpublikum gab es ganz großen Jubel für eine dreieinhalb Stunden lange, alles andere als einfache, durchaus anstrengende, aber stets packende Aufführung.
Aber wer sagt denn, das Kunst nicht auch anstrengend sein darf?
Gegeben wurden "Die Bakchen" von Euripides, und das Stück ist schlanke 2700 Jahre alt - und immer noch hoch aktuell.
In "Die Bakchen" fordert ein Gott sein Recht ein. Es ist Dionysos, und er ist hier kein dicklicher, gemütlicher Trinker, sondern er steht für Unordnung, Chaos, Wildheit, Blutrausch. Ihm gegenüber steht der junge König Pentheus, er verkörpert einen säkularisierten, der Vernunft verpflichteten Staat. Wer dem Kult des neuen Gottes verfällt, dem droht die Todesstrafe.
Kenner griechischer Tragödien wissen: Mit einem Gott legt man sich besser nicht an (auch nicht, wenn man wie Pentheus sogar mit ihm verwandt ist). Und so kostet Pentheus seine Haltung schließlich das Leben: Seine eigene Mutter reißt ihn in einem Anfall von Raserei in Stücke.
In Szene gesetzt hat diesen Stoff der mehrfach preisgekrönte Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche. Ihm gelang eine fulminante Komposition aus Text, Musik und Bewegungstheater (die Darsteller sind auf drei riesigen Laufbändern unablässig in Bewegung). In der Tat ist dieser Abend weniger ein Theaterstück, als eine Wort-Oper. Parallelen zu heutigen faschistoiden Massenbewegungen werden ohne Holzhammer deutlich gemacht.
Nach der Pause verliert die Inszenierung ein wenig an Kraft, dennoch ist festzuhalten: Das war ein faszinierender Auftakt.
Kommentare