Auch auf der Berlinale erlebten zahlreiche Filme, die von der Problematik erzählen, ihre Uraufführung – darunter etwa Christian Petzolds Drama „Roter Himmel“ oder der deutsche Dokumentarfilm „Vergiss Meyn Nicht“, der auf den Filmaufzeichnungen eines Aktivisten basiert, der beim Protest gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst aus einem Baumhaus stürzte.
Die Integration des Klima-Themas in den Kulturbetrieb ist freilich schon länger im Gange und produziert ihre eigenen Widersprüche: Projekte wie die „Ice Watch“, für die der dänische Künstler Olafur Eliasson 100 Tonnen Arktis-Eis in Kühlcontainern nach London verschiffen und dort publikumswirksam wegschmelzen ließ, um den Temperaturanstieg fassbar zu machen, wären heute kaum noch denkbar. Eine rituelle Selbstgeißelung angesichts der eigenen Lethargie („wir tun zu wenig!“) war bald spürbar, begleitet von einer Reihe konkreter Maßnahmen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks von Kunsthäusern, Theatern, Messen und Bühnenbild-Werkstätten.
Einige Initiativen aus Österreich dürfen hier als Vorreiter gelten – etwa jene zur Erarbeitung von Umweltzeichen-Kriterien für Museen am KunstHausWien oder die „Vienna Biennale“ am MAK, die 2024 als „Klima Biennale“ fortgeführt wird.
Doch es ist das Feld der Erzählungen und Darstellungsweisen, auf dem weiterhin um gültige Formen gerungen wird. Denn die Dringlichkeit der Krise rüttelt an einem althergebrachten Selbstverständnis: Sind Künstler und Intellektuelle nicht die, die zu besonders reflektierten Aussagen gelangen? Sollten ihre Werke nicht jenseits des konkreten Anlasses Gültigkeit besitzen?
Eine Möglichkeit aus dem Dilemma besteht darin, kanonisierte Werke für das Klimathema zu aktivieren – mit der Gefahr, ihnen eine Aussage überzustülpen, die sie selbst nicht tragen. Während etwa die Inszenierung von Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ am Landestheater NÖ in St. Pölten die Figur des Mahners, den niemand ernst nehmen will, mühelos in die Gegenwart transponiert, geriet die Neudeutung von Upton Sinclairs sozial engagiertem Roman „Öl“ am Wiener Volkstheater – inklusive der Verlesung eines Manifests am Ende – fransig.
Auch das Bildermachen ist letztlich ein „Akt der Nichtteilnahme“, wie es die Essayistin Susan Sontag im Hinblick auf die Fotografie formulierte.
Dass Langsamkeit aber auch Eindringlichkeit erzeugt, beweist die Schau des Filmer-Duos Frauke Huber und Uwe H. Martin im MQ Wien. Die beiden positionieren ihre Arbeit zwischen Journalismus, Kunst und Autorenfilm – auch, weil die Projekte mit den ökonomischen Strukturen einer einzigen Branche schwer zu stemmen wären. Dass das Bewusstsein für die Klimakrise verschiedene Modi der Darstellung und Reflexion braucht, unterstreicht letztlich die Legitimität verschiedenster kultureller Beiträge.
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