Kulturreisen im Wohnzimmer: Zum Beispiel Florenz

Kulturreisen im Wohnzimmer: Zum Beispiel Florenz
Die Wiege der Renaissance ist derzeit nicht zu besuchen. Der KURIER zeigt die besten digitalen Erkundungswege.

Kulturinteressierte haben es an diesem Punkt vermutlich schon erfahren: Angesichts der fast durchgehenden Schließung von Museen und Kulturattraktionen in Europa und darüber hinaus ist es angebracht, sich mit digitalen Zugängen zur Kunst zu beschäftigen. Diese sind zahlreich - und überfordern in ihrer Vielfalt manchmal auch. Auge und der Geist sehnen sich nach einer Fokussierung, und so lohnt es, sich bestimmte Reisen vorzunehmen: Etwa nach Florenz, eine Stadt, die gleichermaßen vor großartigen Kunstschätzen überbordet und zugleich besonders stark von der Corona-Krise betroffen ist.

Zur Einstimmung hat etwa der Anbieter "Sygic Travel" ein schönes 3-D-Video mit dem Titel "One Day in Florence" produziert. Es führt an alle touristischen Hotspots und ermöglicht es, in guter Bildqualität umherzuschauen - an manchen Orten, die zweifellos vor der Corona-Krise fotografisch erfasst wurden, drängen sich noch die Touristen.

Ein tieferes Verständnis des historischen Florenz bietet ein digitaler Rundgang, den das Museo di Palazzo Vecchio in Kollaboration mit der Plattform Google Arts and Culture erstellt hat. Er nimmt seinen Ausgang in der so genannten "Veduta della Catena" (Übersetzt etwa: "Kettenplan"). Die farbige Ansicht der Stadt wurde im 19. Jahrhundert erstellt, nimmt aber einen früheren Plan zum Ausgang und vermittelt einen Eindruck der Stadt, wie sie im 15 Jahrhundert ausgesehen haben mag. Die Online-Tour verknüpft dies nun mit 3D-Panoramen und Erläuterungen zu den wichtigsten Bauwerken, die gleich auch auf einer Landkarte lokalisiert werden.

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Wer tiefer ins historische Florenz eindringen mag, findet auf der Website Florence As It Was eine lohnende Ressource: Sie gehört zu einem Studierendenprojekt der Washington & Lee University in Lexington/Virginia (USA), das sich der digitalen Erfassung historischer Denkmäler der Stadt verschrieben hat. Kernstück dabei sind dreidimensionale Modelle von Skulpturen und Sakralräumen, etwa der berühmten Skulpturen am Orsanmichele von Lorenzo Ghiberti und Donatello. Sie können auch mit Virtual-Reality-Brille betrachtet werden.

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"Florence As It Was" bietet darüber hinaus noch eine Sammlung historischer Ansichten von Florenz sowie eine Datenbank mit Informationen zu den wichtigsten Künstlern und Architekten.

Die umfassendsten Sammlungen haben freilich die Institutionen der Stadt selbst, allen voran das Museum der Uffizien. Es hat unter Direktor Eike Schmidt ebenfalls sein digitales Angebot vorangetrieben und bietet nun interessante Spezialführungen im digitalen Format an. Im Segment "HyperVisions" auf der Uffizi-Website findet sich etwa ein Segment über den - unter Schmidt umgestalteten - "Saturnsaal", einen der prachtvollsten Räume des Palazzo Pitti, der organisatorisch dem Uffizien-Verband angehört. Die Qualität des Bildmaterials ist hervorragend, eine Zoom-Funktion erlaubt die genaue Betrachtung.

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Das Museum bietet auch neueren und alternativen Lesarten eine Bühne - so wurde im Rahmen des Florentiner "Black History Month" eine hoch interessante Themenführung zusammengestellt, die der Repräsentation von Afrikanern in den Werken der Renaissance-Galerie auf den Grund geht. Unter dem Motto "Factories of Stories" (Geschichtenfabrik) sind auch Erzählungen zu einzelnen Bildern abrufbar, die über reinen Audioguide-Inhalt hinausgehen - allerdings meist in italienischer Sprache.

Den Besuch in den Palazzi und Museen ersetzen freilich auch diese Ressourcen nicht - eher noch machen sie Lust darauf. Während die realen Werke weiter ohne Publikum auskommen müssen, schärfen wir also unsere Sinne. Vielleicht treten wir ihnen dann ja einmal mit mehr Kenntnis und Respekt gegenüber.

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