Zur exakt gleichen Zeit lud die Kunstzeitschrift Parnass in das Herrengassenhochhaus ein – zu einem „Weitblick-Gespräch“ mit der parteiunabhängigen Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.
Und im Diskursraum Depot drängten sich derweilen die Kultursprecher diverser Parteien zu einer Elefantenrunde über Kulturpolitik.
Dass Thomas Drozda, Bundesgeschäftsführer der SPÖ, vor der Sommerpause im Parlament gemeinsame Sache mit Herbert Kickl machte, dürfte längst vergessen sein: Der Kulturrat Österreich, eine vom Bund (und daher auch von FPÖ-Steuerzahlern) subventionierte Plattform mehrerer Interessensgemeinschaften, verzichtete darauf, Werner Rosenkranz, den Kultursprecher der FPÖ, einzuladen. Denn man wolle, wie es die Politikwissenschaftlerin Monika Mokre als Moderatorin ausdrückte, einer „rechtsradikalen Partei“ kein Podium bieten. Man schmorte also im eigenen Saft und demonstrierte brav Einigkeit.
Auf die Frage, ob man sich für ein starkes Urheberrecht ausspreche, antworteten alle – Eva Blimlinger (Grüne), Airan Berg (Jetzt), Brandstötter in Vertretung von Sepp Schellhorn, Maria Großbauer (ÖVP) und Drozda – mit einem grünen „Ja“-Schild. Alle gelobten zudem, Gespräche mit den IGs zu führen, falls die Verantwortung auf sie fiele, und votierten für ein eigenständiges Kulturministerium – abgesehen von Blimlinger, der die Kultur allein zu schmalbrüstig ist.
Als zentrale Forderung nannte die scheidende Rektorin der Akademie der bildenden Künste u.a. ein Konjunkturpaket für Kultureinrichtungen. Berg will nicht bloß eine Valorisierung des Budgets (wie Drozda), sondern eine Erhöhung auf ein Prozent des BIP – und Brandstötter schlug wieder einmal mehr Transparenz im Förderwesen und eine Bundeskulturstiftung vor. Irgendwie überraschend war ihr Wunsch nach einer „charismatischen Persönlichkeit“ als Kulturminister.
Gernot Blümel (ÖVP) dürfte sie nicht gemeint haben. Den Ex-Kulturminister scheint die Kultur ohnedies nicht mehr zu interessieren: Er macht sich lieber für sichere Schulwege stark – und ließ Großbauer die türkise Position vertreten. Wirklich beliebt machte sich die Opernballorganisatorin, die in der Hausmusik einen Wert sieht, beim Depot-Publikum nicht. Denn sie zückte bei drei von sechs Fragen nur das gelbe Taferl. Das war immerhin ehrlich.
Dass sich die soziale Lage der Künstlerschaft laut einer Studie aus 2017 unter sozialdemokratischer Zuständigkeit (eben bis 2017) um keinen Deut, wie der Kulturrat anmerkte, verbessert hat: Das prallte an Drozda ab. Er versprach im Schlussplädoyer, das ihm Mokre gewährte, das Paradies: die Valorisierung aller Kultursubventionen, die faire Bezahlung der Kunstschaffenden und einen leichteren Zugang zur Sozialversicherung. Halleluja!
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