Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen

Hollywood in Aufruhr, Wunder in (TV-)Serie und viel neues Personal.

Es war ein besonderes Jahr für die Kultur: 2017 sind Künstlerinnen aus fast allen Sparten aufgestanden und haben "genug" gesagt. Genug der Übergriffe, genug des Machtungleichgewichts zwischen einflussreichen Männern – und Frauen, die sich zu Gunsten ihrer Karriere unterordnen sollen.

Die #MeToo-Debatte wurde in Hollywood geboren und greift nun auf allen anderen Bereiche über. Und bekommt auch einen speziellen Platz in der Rückschau der KURIER-Kulturredaktion.

Hier finden Sie keine "Bestenliste", die den Anschein der Objektivität erwecken will. Sondern sehr persönliche, durchaus auch spezielle Rückschauen der Redakteure auf jene herausragenden Momente und gewonnenen Einsichten, die das zu Ende gehende Kulturjahr 2017 geboten hat.

Haben Sie andere kulturelle Erlebnisse, die Sie gerne teilen wollen? Wir freuen uns über dementsprechende Kommentare.

Alexandra Seibel: An die eigenen Grenzen stoßen

In Hollywood und dem Rest der (Film-)welt wird das Jahr 2017 als das Jahr von #MeToo in die Geschichte eingehen. Doch auch vor den unfassbaren Enthüllungen über sexuellen Missbrauch, war die Frage nach der (Gleich-)Behandlung von Frauen innerhalb der Unterhaltungsindustrie virulentes Thema. So hat Hollywood heuer entdeckt, dass Kathryn Bigelow nicht die einzige Frau ist, die massentaugliches Action-Kino inszenieren kann – wie sie es zuletzt wieder mit ihrem packenden Drama "Detroit" bewiesen hat. Nein, es gibt zumindest eine zweite, und die heißt Patty Jenkins: Mit "Wonder Woman" und Gal Gadot in der Hauptrolle mischte Jenkins das reichlich öde Superhelden-Genre auf; gleichzeitig katapultierte sie "Wonder Woman" mit 821 Millionen Dollar Einspielergebnissen auf Platz acht der erfolgreichsten Kinofilme.

Ohnehin mauserten sich heuer Filme zum Publikums-Hit, mit denen man nicht gerechnet hatte: Das Jahr 2017 war in Hollywood das Jahr des Horrors – und zwar nicht nur in metaphorischer Hinsicht. So viel Geld wie heuer nahmen Horrorfilme noch nie ein. Einer der großen Überraschungserfolge war "Get Out", das Regie-Debüt des afroamerikanischen Komikers Jordan Peele: Er schickt einen jungen Schwarzen auf Besuch zu den Eltern seiner weißen Freundin – und stößt dort auf üble Rassisten. "Get Out" gilt als der erste tolle Paranoia-Film der Trump-Ära und deren (rassistische) Vorgangsweisen.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
Zweitbild

Aber nicht nur reaktionäre Politik, auch die Schwachstellen der liberalen Gesellschaft provozierten heuer hervorragende Filme. In der Satire "The Square" bringt Ruben Östlund das Selbstverständnis eines smarten Kunstkurators ins Wanken und gewann dafür die Goldene Palme in Cannes. Östlunds Hauptfigur versteht sich als progressiver Mann, der plötzlich an die Grenzen seiner Liberalität stößt – auch im Umgang mit Frauen.

"The Square" wird bei der kommenden Oscarverleihung als schwedischer Beitrag für den Auslandsoscar eingereicht – und auf die Zeremonie darf man gespannt sein. All zuviel wird die Filmindustrie nicht zu feiern haben. Heuer hatte ja Casey Affleck für sein Spiel in dem Melodram "Manchester by the Sea" einen Oscar erhalten – trotz Vorwürfe sexueller Belästigung. Das kann man sich fürs nächste Jahr nicht mehr vorstellen. Schon jetzt planen viele Schauspielerinnen ganz in Schwarz zu erscheinen – zum Zeichen ihres Protestes.

Marco Weise: Abseits von Bilderbuch und Wanda

Es war ein gutes Jahr – zumindest für Musik aus Österreich. Vor allem die Deutschen sind nach wie vor an unserem leiwanden Schmäh, unserer charmanten Suderei und den rauch- wie alkoholgeschwängerten Tschocherl-Songs interessiert – Hausmarke: Wiener Grant. Das ist erfreulich, denn der Zielmarkt für heimische Musik war und ist Deutschland. Somit ist es nur förderlich, wenn die Lieblingsnachbarn Wien als zurzeit wichtigste Popstadt zwischen Hamburg und Belgrad bezeichnen. Hauptverantwortlich dafür: Wanda, die mit "Niente" einen würdigen Nachfolger zu "Bussi" vorlegten. Und Bilderbuch, die es live verstanden, ihr etwas substanzloses Album "Magic Life" aufzufetten.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
Interview mit Voodoo Jürgens am 05.12.2016 in Wien. Sein Markenzeichen sind schwarzhumorige Texte im Wiener Dialekt.

Diese heimischen Künstler sollte man gehört haben: Yung Hurn, Mavi Phoenix, Grant, Voodoo Jürgens, Mynth, Camo & Krooked, Like Elephants, Leyya, HVOB, 5K HD, Nino aus Wien, Edwin, Bitten By. Der tolle Output heimischer Acts erreichte in den FM4-Charts vom 16. Dezember seinen Höhepunkt: Unter den Top 25 waren erstmals 15 österreichische Künstler. Respekt!

Michael Huber: Wo die Kunst dabei half, sich selbst besser zu sehen

Natürlich konnte man über vieles, was in der Kunstwelt 2017 vor sich ging, jammern – doch man tat es auf hohem Niveau. Denn was heimische Institutionen und Galerien heuer auf die Beine stellten, verdient Respekt.

Die Blockbuster-Schauen der Alten Meister– Rubens im KHM und Raffael in der Albertina – bewiesen die Relevanz von Kunst, die Jahrhunderte überdauerte und uns heute erlaubt, über Zeitgrenzen auf menschliche Eigenheiten und Gemeinsamkeiten zu schauen.

Die Rolle der Kunst als Spiegel der Gegenwart unterstrich "How to live together" in der Kunsthalle Wien, die beste thematische Gruppenschau des Jahres. Die beste Sammlungspräsentation gelang Jakob Lena Knebl mit den mumok-Beständen, bei Solo-Präsentationen tat sich die Secession mit Svenja Deininger, Nicole Eisenman, Toni Schmale und R.H. Quaytman hervor. Wiens Galerien verantworteten ein tolles "curated by"-Festival. Abseits der Hauptstadt bleibt die neue Kunsthalle Krems und die Franz-Grabmayr-Schau im Museum Angerlehner/OÖ in guter Erinnerung.

Christoph Silber: Österreich hat in der neuen TV-Welt seinen Platz besetzt

Amazon, Netflix, SKY, TNT und einige mehr – für viele TV-Konsumenten sind das (noch) Fremdworte und unverständliche Kürzel.

Für Fernseh-Macher ist das hingegen die Gegenwart: 2017 geht als das Jahr in die TV-Historie ein, in dem die großen (anglo-)amerikanischen Streaming-Dienste und Abo-Sender mit viel Geld und regionalen Serien in den deutschsprachigen Fernseh-Markt eingestiegen sind.

So bedrohlich für manche dieses "neue Fernsehen" klingen mag – viele österreichische Protagonisten finden sich auf dem globalen Spielfeld in der Startaufstellung:

Regisseur Marvin Kren zauberte mit "4 Blocks" für TNT Serie eine dunkle, preisgekrönte Clan-Serie hin, die via Amazon weltweit zu sehen ist und fortgesetzt wird.

Für SKY inszenierte Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky Folgen der Endzeit-Serie "Acht Tage", setzt Andreas Prochaska das Sequel des Antikriegsfilms "Das Boot" um und co-produziert die epo-film (mit u. a. Nicholas Ofczarek) "Der Pass".

Jan Motjo, SKY und ARD zeigen mit der 20er-Jahre-Serie "Babylon Berlin" (mit Volker Bruch, Karl Markovics), die der ORF zeigen wird, auf.

Der erste TV-Preis für eine deutschsprachige Streaming-Serie war zudem die ROMY ’17 für das maxdome-Kleinod "Jerks" von "Tatort"-Kommissar Christian Ulmen.

Mehr Österreich in der neuen TV-Welt geht fast nicht.

Thomas Trenkler: Alles nur Inszenierung

Christian Kern hat uns erklärt, dass 95 Prozent der Politik aus Inszenierung be-stehe. Es ist daher nur konsequent, wenn Thomas Drozda in seinem Abschiedsbrief resümiert, er hätte sich "redlich bemüht", den Kulturminister "als Charakterrolle anzulegen". Er bewies tatsächlich Charakter. Indem er z.B. die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Sicherheit wiegte ("Frau Haag ist als Titelverteidigerin eine ernst zu nehmende Kandidatin") – um dann doch nicht deren Vertrag zu verlängern. Die Bestellung von Eike Schmidt war definitiv schlagzeilenträchtiger. Charakterstärke bewies Drozda auch bei der Beauftragung seines Freundes Gerald Matt mit einem Konzept für ein Fotomuseum. Dass der Selbstdarsteller sich als Heute-Kolumnist ein solches "Zentrum für Fotografie" wünscht, gehört ganz klar zur Inszenierung. Doch Klaus A. Schröder, textsicherer Albertina-Mime, stellte im KURIER klar, dass es wohl nicht zu einer Umsetzung käme: Das Konzept sei "sehr stark parteipolitisch kontaminiert". Die Rolle als Wendehals wird nun brav vor dem Spiegel eingeübt.

Philipp Wilhelmer: Retro oder wie wir lernten die Bombe wieder zu lieben

2017 war das Jahr, in dem wir die Bombe wieder lieben lernten, um "Dr. Strangelove" zu zitieren. Donald Trump am roten Knopf führte gefühlsmäßig in die 80er-Jahre zurück. Retro rules.

Die Gegenwart lieferte aber ebenfalls wieder einen kräftigen Impuls, in dem sie das neue iPhone vorstellte, das zweierlei mit sich bringt: Einen Preis, der deutlich über einem Personal Computer liegt und die Transparenz darüber, was mit dem eigenen Gesicht alles angestellt werden kann. Der Fingerabdruck, den man (in Österreich) nicht mehr verhüllen darf, dient völlig berührungslos dazu, das Telefon zu entsperren – Achievement unlocked, könnte man sagen.

Das iPhone bietet übrigens eine angeblich unknackbare Verschlüsselung, wo wir beim zweiten großen Thema des heurigen Jahres waren: Encryption. "Signal" ist das Schlagwort 2017 gewesen. Wer sich unterhalten will, ohne von den Servern Facebooks (Whatsapp, anyone?) oder der US-Regierung ausspioniert zu werden, installierte die App. Bitcoin crasht gerade, aber ein Crypto-Buzzword zum Jahresende gab es allemal ab.

Ansonsten lieferte das Jahr das Gefühl, dass Kunst vor allem Milliardären ("Salvator Mundi", Damien Hirsts Supershow in Venedig) vorbehalten ist. Und: 2017 brachte mit Kendrick Lamars "Damn" ein mögliches Album des Jahrzehnts vorbei.

Georg Leyrer: Es spielte auf: Das kulturelle Veränderungsorchester

Sie dürfen mich gerne für verschroben halten! Aber ich empfinde die rasanten Veränderungen in der Kulturbranche schon die längste Zeit als Symphonie. Was sich da alles wüst aufbauscht, was alles still wegbricht wie ein unwichtiges Nebenthema, was wie wild vor sich hin wütet, ohne dass so recht jemand zuhört ...

Es ist superspannend.

Heuer noch mehr als sonst. Euphoriemusik: Die Medien hatten endlich genug davon, als Prügelknabe zu dienen, und ließen – in einer grandiosen Demonstration von Stärke – u.a. den US-Präsidenten höflich, aber bestimmt wissen, dass er nicht alles tun kann. Was für ein Schlagabtausch zwischen New York Times, Washington Post und dem Weißen Haus! (Dramatische Musik!)

Und dann: Ein Trauermarsch. Das Album als musikalisches Verkaufsformat hat 2017 endgültig das Zeitliche gesegnet; es zählt nur noch die Playlist des Streamingdienstes. Ebenso nur noch eine Erinnerung, eine leise Echo-Melodie: Die romantische Kinokomödie, der Schauspielerfilm, die Popsuperstars, auf die wir uns einigen können. Stört das wen?

Jetzt kommt der Schönmusik-Teil: Es fragt endlich niemand mehr warum, wenn man sagt, dass man keinen Fernseher mehr hat. Die Kultur kommt aus dem Handy, Streaming-TV ist Main-Streaming geworden.

Applaus.

Gert Korentschnig: Alles Anna oder was?

Es war das Jahr der Anna Netrebko – wie eigentlich im Opernbereich jedes Jahr Netrebko-Jahr ist. Was nicht bedeutet, dass ein Netrebko-Jahr automatisch auch ein Eyvazov-Jahr sein muss.

Netrebko debütierte in Salzburg als Aida – phänomenal. Sie debütierte in Mailand als Maddalena in "Andrea Chénier". Sie debütierte in St. Petersburg als Adriana Lecouvreur. Und bald wird sie in New York als Tosca debütieren. Wien ist diesbezüglich nachrangig. Aber es dauert in der Musikhauptstadt ja überhaupt alles ein bissl länger, sogar ein Intendantenwechsel an der Wien.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
ABD0016_20170807 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Anna Netrebko (Aida) bei der Fotoprobe zu Giuseppe Verdis Oper "Aida" am Donnerstag, 3. August 2017, im Großen Festspielhaus. Vom 21. Juli bis 30. August finden die Salzburger Festspiele 2017 statt. - FOTO: APA/BARBARA GINDL

Die Opernhauptstädte 2017 waren also Salzburg, wo Markus Hinterhäuser in seinem ersten Intendantenjahr mit einem großteils erstklassigen Programm bestach, aus dem "Lady Macbeth" mit Dirigent Mariss Jansons nochmals herausragte; München, wo Nikolaus Bachler mit seinem Musikdirektor Kirill Petrenko regelmäßig höchste Qualität bietet; und Paris, wo Philippe Jordan, der künftige Musikdirektor der Wiener Staatsoper, seine enorme Bandbreite beweist, zuletzt etwa beim französischen "Don Carlos"-Debüt von Jonas Kaufmann.

In New York, von wo ja oft Trends über den Teich schwappen, läuft es hingegen weniger rund, aufgrund schlechter Auslastung und Vorwürfen gegen den ehemaligen Chefdirigenten James Levine. In Wien ist vorerst noch Besitzstandswahrung angesagt. Mal sehen, wie lange es gut geht.

Peter Jarolin: Die vielen Möglichkeiten, uns zum Staunen zu bringen

2017 war ein Jahr des Staunens. Ein freudiges Staunen etwa darüber, dass die (wunderbare) Elbphilharmonie in Hamburg tatsächlich eröffnet wurde. Ein fröhliches Staunen darüber, dass auch die Berliner Staatsoper Unter den Linden endlich wieder bespielbar ist. Ein ungläubiges Staunen darüber, dass auch bei den Wiener Philharmonikern manche Positionen ein Ablaufdatum von drei Jahren hatten. Ein irritiertes Staunen darüber, dass man im Burgenland Intendanten-Vorab-Versenken gespielt hat. Ein empörtes Staunen darüber, dass man ebendort ein Opernfestival mutwillig ruinieren will. Ein fassungsloses Staunen darüber, dass sich eine Institution wie die Wiener Festwochen künstlerisch selbst abgeschafft hat. Ein verärgertes Staunen darüber, dass man für diese Selbstabschaffung einstigen Partnern wie Musikverein und Konzerthaus real Geld abgezogen hat. Ein jubelndes Staunen darüber, dass sich beide davon nicht beirren lassen ... Und dann gab es noch viele beglückende Musikerfahrungen.


Werner Rosenberger: Wenn die Heiterkeit wächst

Was mir von 2017 in Erinnerung bleiben wird? Beglückende Begegnungen mit noch älteren Menschen als man selber ist, wie Georg Stefan Troller, 96, die einem Mut machen und die Erkenntnis nähren, dass es kein Fehler ist, immer noch mehr Träume im Kopf zu haben, als das Leben einem gibt. Auch wenn einem das Schicksal manchmal mit dem nackten Hintern ins Gesicht fährt. Was mir 2017 bewusst geworden ist?

Dass man nie zu alt ist, um zu erkennen, wie aktuell doch die sogenannten Alten Meister sind wie P. P. Rubens. Der Superstar des Barock ist noch bis 21. Jänner im Kunsthistorischen Museum in einer Ausstellung zu entdecken, wie man sie sicher nur einmal im Leben sieht.

Der Rest steht bei Theodor Fontane, angeblich ein Pionier der Fake News, aber klarsichtig in den wirklich wesentlichen Dingen: "Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne Übermut, Vertrauen und freudige Ergebung zu zeigen ohne Fatalismus – das ist die Kunst des Lebens."


Peter Pisa: Großer Respekt vor den klügeren Vögeln

Extrem starkes Bücherjahr. Kaum zu ertragen, was man alles NICHT gelesen hat.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
ABD0111_20160511 - Der als «Rosalinda» aus einem Pippi-Langstrumpf-Film berühmt gewordene Ara Papagei Douglas wird am 11.05.2016 im Zoo Karlsruhe (Baden-Württemberg) der Öffentlichkeit präsentiert. Der Vogel stammt aus dem Zoo in Malmö in Schweden und wird nun in Karlsruhe mit seiner Gefährtin Gojan in einer großen Außenvoliere seinen Lebensabend beschließen. Foto: Uli Deck/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

"Genies der Lüfte" von der Naturforscherin Jennifer Ackerman brachte zur Liebe für Vögel noch den größten Respekt: Von wegen Spatzenhirne! Die haben Unmengen von Neuronen im Kopf! Ein Papagei, dem das Wort "Scheiße" beigebracht wurde, unterrichtet darin einen anderen Papagei. Auch Vögel geben gern wirklich Wichtiges weiter ...

Was die Romane 2017 betrifft – hier einige, die im KURIER sehr gut bewertet wurden:

Claudio Magris und "Verfahren eingestellt", Gerhard Roth und "Die Irrfahrt des Michael Aldrian", Arthom Wesjoly und "Blut und Feuer", Brigitta Falkner und "Strategien der Wirtsfindung", Salman Rushdie und "Golden House", Daniel Kehlmann und "Tyll", Hanya Yanagihara und "Ein wenig Leben", Zadie Smith und "Swing Time", Peter Handke und "Die Obstdiebin", Julian Barnes und "Der Lärm der Zeit", Franzobel und "Das Floß der Medusa", Omar El Akkad und "American War" und und und es gibt nichts Besseres als Bücher.

Brigitte Schokarth: Gänsehaut in den Konzerthallen

Nur so wenig Text, um die Highlights des Pop-Jahres zu beschreiben? Unmöglich! Nicht weil es das Jahr der Veröffentlichungen von bahnbrechenden, die Szene revolutionierenden Alben war. Ganz im Gegenteil.

Nachhaltig beeindruckend war nur eine Handvoll – etwa "Carry Fire" von Robert Plant, das unspektakuläres, aber großartiges Songwriter-Handwerk ist. Auch Agnes Obel, Kendrick Lamar, The xx und Björk haben schöne Platten abgeliefert.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
Nick Cave & The Bad Seeds, Stadthalle Wien am 01.11.2017

Aber die echten Wow-Momente lieferten heuer die Konzerte. Nie vergessen werde ich Nick Cave, der in der Stadthalle jeden faszinierte und Gänsehaut-Feeling bis in die letzten Winkel unterm Dach schicken konnte. Oder Roger Waters, den ich in New York sehen durfte. Seine "Us + Them"-Show ist ein faszinierendes Gesamtkunstwerk, bei dem Pink-Floyd-Hits, die dramatische Inszenierung und die Leidenschaft der ausführenden Musiker perfekt zusammenspielen und die Wirkung der Musik maximieren. Und dann waren da Coldplay mit ihrem herzerwärmenden Stadion-Auftritt. Und, und, und ...


Guido Tartarotti: Dank des Theater-Wüterichs wird es nicht fad

Ein Geständnis: Hier schreibt jemand, der immer noch Musik-Alben kauft (am liebsten auf Vinyl), der immer noch ganz normales Fernsehen schaut, der noch nie Netflix verwendet hat, noch nie Musik im Netz heruntergeladen hat, noch nie auf dem Smartphone Musik gehört hat, noch nie ein elektronisches Buch gelesen hat ...

Beim Blick in die sozialen Medien glaube ich, ich bin ganz allein. Beim Blick ins echte Leben denke ich mir: Nein, stimmt nicht – offenbar sind ziemlich viele genauso analog unterwegs wie ich.

Die für mich spannendste Kunstform bleibt auch 2018, neben der Rockmusik, das Theater: Echte Menschen erzeugen für echte Menschen auf echten Bühnen aus Text, Licht und Luft neue Welten. Aus Bühnenstaub wird das Königreich England, das nach dem Schlussapplaus wieder zu Bühnenstaub zerfällt, und Tags darauf wiederholt sich dieses Wunder.

Kulturjahr 2017: Wonder Woman und echte Heldinnen
Interview mit dem österreichischen Theaterregisseur Martin Kusej im Wiener Burgtheater am 07.12.2016.

Die Verpflichtung des Theatermagiers und -wüterichs Martin Kusej zum neuen Burgtheaterchef garantiert, dass es nicht fad werden wird. Gerade, weil die Zeiten sind, wie sie eben sind.

Kommentare