Kultur im Wandel (5): Medien verschmelzen
Im Kino übt derzeit ein derart perfekt animierter Affe den Aufstand gegen seine menschlichen Unterdrücker, dass man jede Sekunde an diese gekonnt inszenierte Illusion glaubt. Die Computeranimation, die hinter "Planet der Affen" steckt, hat einen Grad an Realismus erreicht, der den Seher staunend zurücklässt. Bewegung, Mimik und Gestik des Primaten sind so natürlich, dass man sie nie hinterfragt.
Aber nicht nur bei Hollywood-Großproduktionen macht man große Schritte im Streben nach mehr Authentizität. Bei der bis Sonntag stattfindenden Videospiel-Messe GamesCom in Köln ist es nicht anders. Alles muss realistischer und optisch beeindruckender sein. Wobei die angestrebte "Echtheit" eine filmische Realität als Vorbild hat. Neue Kriegsspiele erinnern an Heldenepen im Spielberg-Stil, und das "Sportspiel ist eine Nachahmung des Sports, wie er im TV gezeigt wird", sagt Spieleforscher Steven Poole.
TV-Sender kooperieren bereits mit Spielefirmen
Dass TV, Film und Spiel in absehbarer Zukunft zusammenwachsen, scheint programmiert. Beispiele für fließende Übergänge gibt es bereits. In den USA kooperiert der Sportsender ESPN mit dem führenden Hersteller von Sportspielen, Electronic Arts. Die für ihre Football-, Basketball- und Fußball-Gameserien bekannte Firma scannt Athleten und deren Bewegungsabläufe ein, um virtuelle Ebenbilder zu schaffen. Aus diesem Repertoire an digitalen Sportlern bedient sich der TV-Sender: Im TV werden Szenen auf einem virtuellen Spielfeld rekonstruiert. Der Moderator steht inmitten der Sportler, erklärt die Taktik und lässt Züge durchspielen. Das Konzept wurde mit einem Emmy ausgezeichnet.
Unterhalten mit allen Sinnen
Wie sehr Film als Inspirationsquelle für Spieledesigner dient, hat heuer "L.A. Noire" demonstriert. Das Abenteuer-Spiel, eine Hommage an die Thriller der 40er-Jahre, hat alle Charaktere mit realen Schauspielern besetzt. In einem eigens konstruierten Studio spielten die Akteure ihre Rollen und wurde von Kameras digitalisiert. Das Ergebnis sind Spielfiguren, deren Mimik und Gestik den menschlichen Vorlagen in nichts nachstehen.
In welcher Form Film, Fernsehen und Spiel letztendlich zusammenwachsen werden, ist Stoff langer, theoretischer Debatten. Ein Entwurf, den die Medienwissenschaftlerin Janet Murray bezugnehmend auf "Star Trek" vorgestellt hat, ist jener des "Holodecks". Die Unterhaltung der Zukunft ist räumlich, körperlich und bindet alle Sinne ein.
Auch für den Semiotiker David Myers ist dies der einzig mögliche Schluss: "Von tonlos zu Mono zu Stereo, von Schwarz-Weiß zu Farbgrafik, von zwei zu drei Dimensionen, von individuellem zu Gruppenspiel. Jede nachfolgende Transformation hat eine Spielumgebung geschaffen, die dem menschlichen Sensorium ähnlicher wird."
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