Kultstar Shakin’ Stevens kommt nach Wien

Kultstar Shakin’ Stevens kommt nach Wien
Im KURIER-Interview spricht die 80er-Ikone über das Comeback nach 30 Jahren und die harte Zeit dazwischen.

„Ich bin stur und hartnäckig gewesen – weil ich nie etwas anderes wollte, als singen. Ich dachte, wenn ich dranbleibe, wird sich wieder etwas ergeben. Und hier bin ich!“

Nach mehr als drei Jahrzehnten Pause ist Shakin’ Stevens wieder auf Europa-Tournee, kommt am 22. Februar in den Wiener Gasometer. Mit einem fröhlichen, an Rock ’n’ Roll angelehnten Sound und Hits wie „Oh Julie“, „Green Door“ und „A Love Worth Waiting For“ verkaufte der als Michael Barratt geborene Musiker in seiner britischen Heimat in den 80er-Jahren so viele Singles wie kein anderer.

 

„Ich denke, das ist damals so durch die Decke gegangen, weil wir in England eine harte Rezession hatten, aber in meinen Shows jeder eine tolle Zeit haben konnte“, sagt Stevens im KURIER-Interview. „Ich hüpfte in Jeans und weißen Schuhen herum und es gab jede Menge kreischender Mädchen – eine wirklich wilde Zeit.“

Dass er dabei von Elvis Presley beeinflusst war, verneint er heute: „Ich habe in den 70er-Jahren in einem Londoner Musical 19 Monate lang Elvis gespielt. Das war eine große Sache. Leute wie David Bowie und Carl Perkins kamen und besuchten uns nachher backstage. Aber ich hatte davor nie viel Elvis gehört, und Carl Perkins sagte damals auch zu mir: ,Elvis hätte nie so getanzt wie du.’“

 

In den 90er-Jahren aber war zumindest in Europa nicht mehr viel von Shakin’ Stevens zu hören. Die Fehler dafür sucht er bei sich.

Naiv

„Ich war bei diesem Höhenflug in den 80ern sehr naiv in Bezug auf das Business. Ich hatte eine Managerin, die war so . . . hmm, wie sage ich das jetzt respektvoll? Na ja, sie war so, dass bald weder Tourveranstalter noch Plattenfirmen-Leute mit ihr arbeiten wollten. So etwas fällt immer auf den Künstler zurück. In den 90er-Jahren arbeitete ich kreativ immer weiter, aber Karriere-mäßig wühlte ich in einem Scherbenhaufen.“

In den Nuller-Jahren versuchte Stevens seinen Sound zu ändern, wandte sich dem Blues, Country und Americana zu. Aber damit traute sich schon gar keiner mehr an den Kultstar von einst heran. „Der Name Shakin’ Stevens war halt mit einem sehr speziellen Sound und einem sehr speziellen Image verbunden. Da ist klar, dass es dauert, bis die Leute das vergessen und mich als Musiker sehen wollen, der mehr zu bieten hat und nicht mehr wie wild herum hüpft.“

 

Dahin kam Stevens erst 2016 mit der Veröffentlichung des Albums „Echoes Of Our Times“. Die Platte wurde von Kritikern der Blues-Szene begeistert aufgenommen. Auch weil der Sänger dabei in sehr persönlichen Songs seine Familiengeschichte aufarbeitet: „Als ich aufwuchs, sprachen Eltern mit ihren Kindern nicht über solche Dinge. Erst vor einigen Jahren forschte ich nach und kam drauf, dass zum Beispiel ein Onkel von mir ein Kind hatte, das er nie kennenlernte, weil er fünf Tage vor der Geburt bei einer Explosion im Ersten Weltkrieg umkam. Wir hatten in der Familie Kohlearbeiter, die mit acht oder neuen Jahren ohne Tageslicht zwölf Stunden in der Grube waren.“

All das beschreibt Stevens in den neuen Songs, erinnert sich dabei auch an seine Kindheit als jüngster von elf Geschwistern. „Wir hatten nur drei Schlafzimmer, so klein, dass wir nicht genug Betten reinbrachten und mit dem Kopf bei den Füßen des anderen zu zweit in einem Bett schliefen. Meine Geschwister gingen sofort nach der Schule arbeiten, um der Mutter Geld geben zu können. Ich selbst arbeitete als Tapezierer und Milchmann. Aber ich erinnere mich trotzdem gern daran. Denn alle Geschwister sangen oder spielten ein Instrument, und wir kamen oft zum Musikmachen zusammen. Diese Zeit hat mir nicht nur mein Durchhaltevermögen, sondern auch die Liebe zur Musik gegeben.“

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