Kultivierte Boshaftigkeit im Theater Akzent

Tim Fischer
Kritik: Tim Fischer gab die satirischen, poetischen, anarchischen Chansons von Georg Kreisler zum Besten.

Ein Abend, der strahlt wie ein Diamant: Tim Fischer mit den satirischen, poetischen, anarchischen Chansons von Georg Kreisler im Theater Akzent. „Das ist gut!“ beginnt just mit der Nummer, die man eher als Zugabe erwartet: „Tauben vergiften“.

Erste Lacher provoziert ein Oldie: „Mütterlein“. In der Parodie eines pathetischen Schnulzensängers hat Kreisler sein Rezept für schwarzhumorige Lieder realisiert: „Man nehme ein grausliches Ereignis, übertreibe es und spiele Musik, die nicht dazu passt.“

Unter den 26 Liedern im Programm sind so surreale wie „Bidla Buh“ und „Als der Zirkus in Flammen stand“ aus der Frühzeit ebenso wie „Nichtarische Arien“ mit ihrem jüdischen Witz („Mein Weib will mich verlassen“, „Onkel Joschi“). Da fehlen auch nicht „Der Staatsbeamten“ mit der Text-Zeile „Ich krieche so gern in den Arsch, in den Arsch ...“ und die großartig anarchistischen Utopien („Der Tag wird kommen“, „Wenn alle das täten“).

Beklemmend das politische Lied „Der Weg zur Arbeit“ (1968), die bittere Beschreibung der Gefühle eines zurückgekehrten Juden in ein Österreich, das sich gerade zum ersten Opfer Hitlers stilisierte. Nach der Pause Geschlechterwechsel: Tim Fischer sieht mit roter Mähne im Glitzerkleid so fabelhaft aus, wie Milva gerne aussehen würde – und zeigt lange Beine, für die manche Frau morden würde. Ein laszives „Tigerfest“ und die Ballade auf den verlorengegangenen Liebhaber „Erich“ aus dem Album „Frivolitäten“ erinnern an Kreislers Zeit mit Topsy Küppers. Am Ende geht einem ein Satz Kreislers nicht mehr aus dem Kopf: „Seien Sie nicht immer so angepasst. Tun Sie doch einmal, was andere ärgert ...“

KURIER-Wertung: **** von *****

Info: Am 9. 11. ist Tim Fischer zu seinem 25-jährigen Bühnenjubiläum mit „Geliebte Lieder“ im Theater Akzent.

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