Künstler Erwin Wurm beklagt Ideenklau durch Elektro-Riesen Samsung

Samsung
Konzern benutzte einen verbogenen Bus als Werbesujet für Falthandy - der österreichische Künstler wurde als Ideengeber nicht genannt

Vier Tage lang wurde die U-Bahnstation "Old Street" in London im vergangenen Juli in "Fold Street" umbenannt: Der Elektronikriese Samsung wollte damit auf sein faltbares Handy aus der "Fold"-Serie hinweisen. Blickfang war ein um 90 Grad geknickter Bus im traditionellen Rot der Londoner Verkehrsbetriebe, der von Besuchern auch betreten werden konnte. Auch Bänke und eine Londoner Telefonzelle waren als Teil dieser "öffentlichen Kunstinstallation" geknickt worden. Allerdings nannte man nicht den Künstler, der mit solchen Verrückungen des Alltäglichen berühmt wurde und auf den sich die Idee mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zurückführen lässt: Erwin Wurm. 

Künstler Erwin Wurm beklagt Ideenklau durch Elektro-Riesen Samsung

Erst jetzt machte Wurm, dessen Werk derzeit mit einer großen Retrospektive in der Albertina Modern gewürdigt wird (bis 9. 3. 2025), seinen Unmut öffentlich: "Schaut euch an, wie Samsung schamlos meine Ideen stiehlt", schrieb der Künstler auf seinem Instagram-Kanal und lieferte als Vergleichsbeispiele einige verbogene Trucks mit, die sich unter anderem im Besitz des Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe oder des Walker Art Center in Minneapolis/USA befinden. 

Eine Aussendung des Samsung-Konzerns nennt den Londoner Caspar Phillips als "Künstler" hinter der Installation - er habe den Bus in zweimonatiger Arbeit geschaffen und dabei auch Elemente "echter" Londoner Busse und Telefonzellen verwendet. Phillips ist aber weniger Künstler im engeren Sinn als vielmehr ein Kulissenbauer, der sich auf aufsehenerregende Sonderanfertigungen für diverse Kunden spezialisiert hat - seine Website listet ihn auch als Verleiher von Luxusautos. Eingefädelt wurde die Aktion von der Londoner Agentur St. Marks Studios, die ausgefallene Markenauftritte anbietet. E-mail-Anfragen des KURIER an Phillips und die Agentur blieben vorerst unbeantwortet. 

Wurm, der 2024 seinen 70. Geburtstag feierte, arbeitet seit langem an einem erweiterten Skulpturbegriff, der oft dazu führt, dass alltägliche Objekte eine ungewohnte Form annehmen. Seit 2001 entstehen seine "Fat Cars", 2006 sein "telekinetisch verbogener Bus", bei dem ein oranger VW-Bus sich verbog. Einen Lastwagen, der sich scheinbar rückwärts auf eine Wand schlängelte, sah man 2011.  Für seine Teilnahme an der Venedig-Biennale 2017 stellte er einen Lastwagen auf den Kopf. 

Mit Zusammenarbeiten mit Unternehmen außerhalb der Kunstszene ist der Starkünstler durchaus vertraut - so gestaltete er etwa Objekte und Fotografien für die Luxusmarke Hermès. Ebenso ungewöhnlich ist, dass sich die Popkultur bei ihm bedient - so baute die Rockband Red Hot Chili Peppers bereits 2009 das Video zum Song "Can't Stop" um Wurms Idee der "One Minute Sculptures". Damals wurde der Künstler im Abspann aber explizit als Inspirationsquelle genannt. 

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