Kritik von "Ant-Man and the Wasp“: Superheld im Schlafrock

Marvels "Ant-Man“-Fortsetzung "Ant-Man and the Wasp“ mit Paul Rudd ist unglaublich witzig, beschwingt und einfallsreich.

Zuletzt hatte die Superhelden-Schmiede der Marvel Studios schwergewichtige Mega-Blockbuster wie „Black Panther“ und „Avengers: Infinity War“ geliefert. Umso leichtfüßiger, beschwingter und auf gute Weise „sinnloser“ kommt nun das offizielle „Ant-Man“-Sequel daher: Die Insekten-Fortsetzung „Ant-Man and the Wasp“ zählt zum Witzigsten, was das hochproduktive Marvel-Studio seit langem zu bieten hat. Paul Rudd als schrumpfender und schwellender Titelheld bewegt sich in den Größenordnungen zwischen Fingernagel und Godzilla. Gerade noch befand er sich im Schlafrock unter Hausarrest, findet er sich plötzlich in einem Matchbox-Auto wieder, auf dem die Tauben herum picken. Nur wenig später erhebt er sich hoch wie ein Transformer in der Bucht von San Francisco. Die komischen Effekte mit den unvermuteten Größenunterschieden sind ebenso simpel wie wirkungsvoll. An Ant-Mans Seite schwirrt hoch motiviert Evangeline Lilly als The Wasp durch die Lüfte, wenn sie nicht gerade mit sorgenvoller Stirn an der Seite ihres Vaters Hank Pym – wieder der unverwüstliche Michael Douglas – nach der im Quantenreich verschollenen Mutter (Michelle Pfeiffer) forscht.

Der Regisseur von „Ant-Man“ (2015), Peyton Reed kehrte für seine visuell einfallsreiche Fortsetzung zurück und inszenierte eine lustige Actionkomödie, die sich – samt Autoverfolgungsjagden quer durch San Francisco – beinahe altmodisch anfühlt. Klar gibt es psychodelische Spezialeffekte wie den Quantum-Tunnel, in dem die orange-roten Farbmassen rotieren. Doch die typischen CGI-Gewitter, die üblicherweise gefühlt stundenlang am Ende jedes Superhelden-Finales auf die Häupter der Zuschauer niederprasseln und meistens nichts weniger als einen drohenden Weltuntergang verkünden, fehlen zur Gänze. Stattdessen klappern beinahe schon holprig ein paar Ameisen durchs Bild und stellen sich Ant-Man als fliegendes Reitpferd zur Verfügung.

Welche Rolle Ant-Man innerhalb der großen „Avengers“-Saga spielt, wird immer wieder angedeutet, ohne jedoch gröbere Deutungshoheiten herauszufordern. Auch die „Bösewichter“ der Geschichte entpuppen sich nicht als tödliche Warlords, sondern als beleidigte Karriereopfer mit Potential zur Selbstverbesserung. Kein Zweifel: Auch wenn Ant-Man nicht in der ersten Reihe von Marvels Superhelden steht, ist er doch eine Meisterklasse für sich.

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