Nordirland-Konflinkt in "Say Nothing": Banküberfall im Nonnenkleid
Jean McConville, Witwe und Mutter von zehn Kindern, liegt gerade in der Badewanne, als es an der Tür klopft. Eine Gruppe teils vermummter Menschen betritt das Wohnzimmer. Mit sanfter Gewalt eskortieren sie die verängstigte Frau vor den Augen ihrer heulenden Kinder zu einem Lieferwagen. Einer der Männer dreht sich zu dem kleinen Sohn von McConville um und legt den Finger an die Lippen: „Say Nothing“.
„Was immer Du sagst, sag nichts“, lautete das Motto der IRA – der Irisch-Republikanischen Armee –, die für ein unabhängiges Irland frei von englischer Herrschaft kämpfte. Die absolut sehenswerte, bestens besetzte Mini-Serie „Say Nothing“ rollt in neun Episoden die McConville-Entführung in Belfast 1972 auf und erzählt anhand der Ereignisse packend von den Anfängen der IRA und deren Neuformierung Ende der 1960er-Jahre.
Im Mittelpunkt steht Dolours Price, die mit ihrer Schwester Marian unter dem Oberkommando von Gerry Adams für die IRA Banken überfällt (in Nonnenkleidung!), Botenfahrten mit Sprengstoffladungen unternimmt und Bomben legt. In Rückblenden rekapituliert Price ihr zunehmend gewalttätiges Engagement als IRA-Terroristen und behauptet, sie hätte im Auftrag von Gerry Adams gehandelt. Adams, mittlerweile Politiker, streitet dies ab: Er sei niemals Mitglied der IRA gewesen. Die Serie „Say Nothing“ macht kein Hehl daraus, wem sie mehr Glauben schenkt – auch wenn sie sich nicht immer an die Fakten hält.
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