Sie vertraut von vorne bis hinten auf wohlige Patina und die Behauptungen von „Romantik“ und „Komik“ dieses „Zauberspiels“– das als Saisonauftakt taugt und, wenn erst einmal etwas mehr Routine hereinkommt, gewiss das Zeug zum nicht sehr anspruchsvollen, aber sympathischen Publikumsrenner hat.
Köpplinger, der über Raimund-Erfahrung verfügt, hat sich nicht rasend viel einfallen lassen, aber er hat Raimund ein paar augenzwinkernde kulturelle Verweise hinzugefügt. Ein bisserl Dracula, ein bisserl „Ein Käfig voller Narren“, ein bisserl Ernst Marischka.
Nach einer Einleitung wie aus einem alten Leinwandschinken – Raimund-Zitate vor einer Alt-Wien-Ansicht zu Livemusik– fallen Alpenkönig Astragalus und seine Adjutanten-Geister wie ein Fledermaus-Ballett vom Himmel (Bühne: Walter Vogelweider). Sie tragen lange Mäntel und Chef-Geist Astragalus (Günter Franzmeier) ähnelt mit langem Zauselhaar und Hut dem Dracula-Jäger Van Helsing (Kostüme: Alfred Mayerhofer).
Ähnlich streng-forsch wie dieser wird er dann nicht nur den Menschenfeind gewordenen Rappelkopf in Cowboy-Manier therapieren, sondern auch die Leute im Publikum ein bisserl erschrecken, wenn er plötzlich hinter ihnen auftaucht.
Im Gegensatz dazu kann einem der jammernde Rappelkopf (Michael Dangl) fast schon leid tun. Er wirkt in seiner schieren Verzweiflung über die Welt an sich erschöpft. In seinem Wahn über die vermeintlich bösen Absichten aller erscheint er weniger als polternder Ungustl denn als ein ehrlich Verzweifelter.
Geraunzt wird reichlich, allen voran über die Frauen. Die vorletzte ist ihm „vor Bosheit“ weggestorben und die derzeitige, die vierte, ist angeblich „vier Mal so falsch“ wie die vorherigen. Dass diese (Alexandra Krismer) ihn in Wahrheit immer noch mag, ist ein Wunder, das er am Ende gerade noch rechtzeitig erkennt, nachdem ihm der Alpenkönig einen Spiegel vorgehalten hat und in Leuchtschrift das Wort „Erkenntnis“ auf Bühne auftaucht. Die Grobheit, mit der dem Rappelkopf zu dieser verholfen wurde, war vielleicht etwas derb, aber immerhin, im Gegensatz zum ersten Teil des Abends, deutlich zu verstehen.
"Ich war zwei Jahr' in Paris"
Die dankbarsten Rollen hat wie so oft die Dienerschaft, die, wie im kritischen Volksstück üblich, gescheiter als die Herrschaft ist. Sie darf Wienerisch reden und hat die Bonmots, auf die das Publikum wartet, auf ihrer Seite. Hier ist’s Diener Habakuk (Johannes Seilern), der mit seiner Behauptung „Ich war zwei Jahr' in Paris“ einen Schlager liefert und erst unter Druck zugibt, dass Paris genau genommen Stockerau war. Nadine Zeintl interpretiert das Zimmermädchen Lischen als freches, leicht verschlagenes Springinkerl, eine Verwandte von „Magenta“ aus der Rocky Horror Picture Show. Ihr gelingen die gesungenen Couplets sowohl stimmlich als auch in der Artikulation, was nicht bei allen ihrer Kollegen der Fall ist.
Ein sanft unterfordernder, leicht gestriger Abend mit wenig Innovation und viel Spielfreude.
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