Von: Helmut Christian Mayer
Für viele gilt das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms als diffiziles, etwas sperriges Monumentalwerk, wofür man immense Ausdauer und Power benötigt. András Schiff hat beides. Der gebürtige Ungar, der zu den Großen seiner Zunft zählt, musizierte es im Wiener Konzerthaus unspektakulär mit eher breiten Tempi, aber fulminanter Technik und Akkordik sowie Sinn für reiche, auch feinsinnige Abstufungen. Er wurde vom Publikum umjubelt, wofür er sich mit der Zugabe, dem „Albumblatt“ von Brahms bedankte.
Iván Fischer am Pult des von ihm gegründeten Budapest Festival Orchesters begleitete reich an Farben und Klanggewalten.
Im letzten Konzert ihrer vierteiligen Gesamtaufführung der vier Symphonien und der vier Instrumentalkonzerte von Johannes Brahms wurde jetzt die jeweiligen Erstlinge präsentiert. Und so folgte nach der Pause dessen beliebte 1. Symphonie: Das unverkennbar „beethovennahe“ Werk wurde mit hoher Vitalität, reich an Dynamik in den Ecksätzen, aber auch durchaus feinsinnig in der zarten Melodik der mittleren Sätze musiziert. Und schmuseweich wurde als Höhepunkt das sehnsuchtsvolle, verträumte Hornthema vom Solohornisten gespielt und von einem Klangteppich des Orchesters unterlegt, bevor in warmen, farbenreichen Streichern das an Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ gemahnende, eingängige Hauptthema ertönte.
„Es geht ein Wehen ...“
Dazwischen hörte man noch die zwei Ungarischen Tänze Nr. 1 und Nr. 11, wobei Ersterer sehr zündend musiziert wurde. Und zur Überraschung mutierte das gesamte Orchester bei der Zugabe zum Chor. Denn es sang mehrstimmig und durchaus gekonnt „Es geht ein Wehen durch den Wald“ (aus den „Sieben Liedern“) – natürlich von Brahms. Jubel im ausverkauften Saal!
KURIER-Wertung: 4 Sterne
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