Ein Plädoyer für Protest und Widerstand

Konstantin Wecker bei einem Auftritt 2012.
Kritik. Liedermacher Konstantin Wecker begeistert im ausverkauften Konzerthaus.

Es ist dunkel im Großen Saal des Wiener Konzerthauses, nur ein blauer Scheinwerfer beleuchtet die Bühne. Da tritt Konstantin Wecker alleine aus dem Dunkel hervor, setzt sich an den Flügel und singt voller Inbrunst seine Erfolgsnummer "Willy". Spätestens bei der Zeile "Halt’s Maul, Faschist!" bricht das Publikum in Beifall aus.

Überhaupt soll es ein sehr emotionaler Abend werden, als der bayrische Liedermacher am Samstag auf seiner "40 Jahre Wahnsinn"-Tour in Wien gastiert. Über drei Stunden dauert die "Wecker’sche Werksschau", bei der das Beste aus der langjährigen Karriere des Musikers, Autors und Poeten zum Besten gegeben wird.

"Es ist schon seltsam, wie passend dreißig Jahre alte Lieder heute immer noch sein können", wundert sich Konstantin Wecker. Und tatsächlich: Obwohl die Texte einiger Songs an die gegenwärtige Situation angepasst wurden, sind andere heute so aktuell wie zur Zeit ihrer Entstehung.

Neben den bekannten Wecker-Klassikern wie "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist" und "Was passierte in den Jahren?" werden auch frisch im Studio eingespielte Nummern präsentiert. Darin setzt sich der mittlerweile 67-Jährige mit der Vergänglichkeit der menschlichen Existenz auseinander, was das Publikum beinahe zu Tränen rührt. Dann folgt ein energiegeladenes Finale, wobei Wecker gewohnt radikal dazu aufruft, sich zu empören, zu protestieren und Widerstand zu leisten.

Ein ganzes Orchester

Getragen wird der Abend vor allem von der hervorragenden Leistung der Musiker, die die Tournee begleiten. Zu dritt können sie es mit der Vielfalt eines ganzen Orchesters aufnehmen und wechseln scheinbar mühelos zwischen einer Vielzahl an Instrumenten hin und her. Daneben bleibt auch noch Zeit für jede Menge Anekdoten aus Weckers Karriere. Immer wieder unterbricht der Musiker seine Lieder, um Geschichten zu erzählen, aus seinen Romanen vorzulesen, oder Überraschungsgäste zu begrüßen. Unter ihnen etwa die Mezzo-Sopranistin Angelika Kirchschlager und der südtiroler Musiker Dominik Plangger, mit dem Wecker als letzte Zugabe das Lied "Buona Notte" singt. Und ja, eine gute Nacht war es wirklich: Das Publikum ist längst nicht mehr auf den Sesseln zu halten, strömt in Richtung Bühne, singt mit und applaudiert.

KURIER–Wertung:

Kommentare