Kompromiss oder Bombe: Der Bourgeois als Arbeiterrevolutionär

Juergen Maurer überzeugt als desillusionierter Hoederer. Swintha Gersthofer ist eine souveräne Jessica
Das Landestheater Niederösterreich zeigt, worum es in der Politik wirklich geht

Man muss sich "die Hände schmutzig" machen. Sehr aktuell – allerdings kommt der kompromissbereite Politiker von heute in der Öffentlichkeit weniger gut weg als bei Jean-Paul Sartre. Sein 1948 uraufgeführtes Drama "Die schmutzigen Hände" erzählt vom Arbeiterführer Hoederer, der sich veranlasst sieht, sich mit den politischen Gegnern zu arrangieren. Er sucht den Kompromiss, um "Menschen zu retten." Seinem Widersacher, dem von Idealismus getriebenen Hitzkopf Hugo, wirft er an den Kopf:"Du willst die Welt nicht verändern, du willst sie hochgehen lassen." Heißt so viel wie: An Idealen festhalten hört sich gut an, ist aber in Wahrheit nicht nur nicht machbar, sondern gefährlich. Und wer die Realität nicht erkennt, wird zum Fanatiker, zum Bombenwerfer, sagt Maaike Van Langens Inszenierung Sartres. Der, 1948 noch glühender Kommunist, sein Stück keinesfalls als Kommunismuskritik verstanden wissen wollte.

Van Langen stellt mit vermummten Bombenwerfern und Kindern mit Maschinenpistolen erschreckende Realitätsbezüge her. Das Setting (R. O. Voigt) gleicht mit grauen Schiebewänden einer Film-Noir-Kulisse, die man zuletzt oft gesehen hat. Hier passt sie ausnahmsweise auch zeitlich gut. Anfangs zögerlich und inhaltlich etwas zu ausformuliert, erläutern diese "Schmutzigen Hände" das Grunddilemma von Politik. Der zweite Teil setzt dann die richtigen Akzente.

Juergen Maurer überzeugt als desillusionierter Hoederer. Swintha Gersthofer ist eine souveräne Jessica, die Frau des jungen Fanatikers Hugo, gespielt von Pascal Groß. Leicht nervös, ist er die Idealbesetzung für diesen jungen Bourgeois, der Reden von Revolution schwingt und sich dabei ziemlich verirrt.

Bis 27.3. im Landestheater NÖ. 24. und am 25.2.zu Gast im Stadttheater Baden.

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