Shakespeares Drama wird auch in der Bearbeitung, die Friedrich Dürrenmatt 1968 erstellte, selten gespielt. Die Intendantin hatte aber gute Gründe für ihre Wahl. Denn Ende des 12. Jahrhunderts gründete Leopold V. mit dem Lösegeld, das er für die Freilassung von Richard Löwenherz erhalten hatte, im Steinfeld eine befestigte Stadt, eben Wiener Neustadt. Und Johann Ohneland war von 1199 bis 1216, nach dem Tod seines Bruders Richard Löwenherz, König von England. Bei Shakespeare taucht zudem ein Babenberger als Verbündeter auf, der jedoch nur als „Austria“ bezeichnet wird.
In den Kasematten konventionelles Theater zu spielen, ist allerdings keine so gute Idee. Weil es sich nicht um „Säle“, sondern um „Schläuche“ handelt. Man sitzt also in Zweierreihe entlang einer ellenlangen Tafel, von Andreas Lungenschmid aus Holztüren gezimmert. Leider legt Krassnigg keinen Wert darauf, diese als Catwalk oder Bühne zu nutzen. Und so muss man ordentlich den Kopf recken, um das Geschehen ganz hinten, in der „Apsis“, mitzukriegen.
Zudem geht es den Figuren nicht wirklich um Reflexion: Krassnigg erzählt die Geschichte um Macht, Krieg und Intrige (quasi ein Vorläufer von „Game of Thrones“) schnörkellos nach. Ja, sie inszenierte ein knapp zweistündiges Blitzschachspiel: Zunächst werden die Bauern (bzw. die Bürger von Angers) abgeschlachtet, später muss man eine Dame opfern. Dazu ertönt variantenreich, wenngleich nicht ganz nachvollziehbar, die Melodie „I Put a Spell on You“ von Jalacy „Screamin’ Jay“ Hawkins.
Kompliziert wird es, wenn sich als dritter Player die Kirche einschaltet: Isabella Wolf erinnert als wehleidiger Kardinal ein wenig an eine vollbusige Conchita Wurst. Das rasante Spiel beschränkt sich in der Regel auf klare Gesten inklusive Übertreibungen. Für Erheiterung sorgt Nina C. Gabriel nicht so sehr als viel zu junge Mutter von König Johann (Horst Schily), sondern als belämmerter Österreich mit Krickerln auf der Haube (Kostüme: Antoaneta Stereva). Neben Julian Waldner, der in mehrere, scharf akzentuierte Rollen zu schlüpfen hat, ragt vor allem Petra Staduan als aufmüpfige Prinzessinnengöre heraus. Am 12. März geht es weiter – mit der Dramatisierung des Romans „Die Königin ist tot“ von Olga Flor. Ebenfalls nach Shakespeare.
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