Einmal jemand anderer sein

Einmal jemand anderer sein
Der heimische Fotograf Klaus Pichler porträtiert Menschen und ihren Hang zum Verkleiden.

Zur Faschingszeit wird einem das Wechseln der Persönlichkeit, das Erschaffen eines Alter Egos sehr einfach gemacht: Als Batman zum Maskenball, als Osama bin Laden zum Gschnas, oder als Punk in die Arbeit. Das geht sich alles aus. Diese Sehnsucht nach Veränderung greift der Fotograf Klaus Pichler in seiner aktuellen Serie "Just The Two Of Us" auf. Bei den Arbeiten ging es dem gebürtigen Steirer und Wahl-Wiener hauptsächlich um die Erfassung des Phänomens, also um die ganze Bandbreite der Verkleidungstradition.

Einmal jemand anderer sein

"Für die Serie habe ich mit Anhängern ganz unterschiedlicher Kostüm-Vereine Kontakt aufgenommen und sie dann in der jeweils eigenen Wohnung fotografiert“, sagt Pichler im KURIER-Interview. Gefunden habe er die Leute am Stammtisch und in Internetforen.
Auf den nun vorliegenden Bildern sieht man Menschen in prunkvollen Rüstungen, im überdimensionalen Bären-Kostüm oder selbst genähten Fantasy-Outfits.
"Das Schwierigste am Projekt war, die Leute davon zu überzeugen, sich in der eigenen Wohnung fotografieren zu lassen. In der Wohnung deshalb, weil sie sehr viel über den Geschmack und Persönlichkeit der Menschen verrät“, analysiert Pichler sein Konzept. "Diejenigen, die mitgemacht haben, waren von Anfang an begeistert vom Projekt, und ich bin mit vielen Leuten nach wie vor in Kontakt."

Er hoffe auch, dass viele von den Porträtierten zur Ausstellung in die Galerie Anzenberger am Gelände der ehemaligen Ankerbrotfabrik (Absberggasse 17, 1100) kommen werden. Zeit bleibt ihnen dafür noch genug, denn "Just The Two Of Us" ist bis 2. Mai zu sehen. Gezeigt werden bei der Schau auch noch ausgewählte Arbeiten aus Klaus Pichlers Projekten "Dust", "Skeletons", "In The Closet" und "One Third".

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Neben der Serie "Just The Two Of Us" werden bei der Ausstellung auch noch ausgewählte Arbeiten aus Klaus Pichlers Projekten Dust, Skeletons In The Closet und One Third zu sehen sein. Klaus Pichler, Anzenberger Galerie (Absberggasse 27, 1100 Wien).

Acht Fragen an Klaus Pichler

KURIER : Erzählen Sie in maximal fünf Sätzen etwas über sich.
Ich probiere es mal so: Kunstbegeisteter Fotograf mit einem Faible für leicht abseitige Themen, liebt den Wechsel zwischen Auftragsfotografie und freien Projekten, freut sich wie ein Schneekönig, wenn seine Bilder ausgestellt werden. Empfindet es täglich als glückliche Fügung des Schicksals, das tun zu dürfen, was ihm große Freude bereitet.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Foto erinnern?
An den ersten Film, den ich mit Ambition belichtet habe, erinnere ich mich noch sehr gut. Das war Ende der 90er, als ich mir eine Spiegelreflexkamera gekauft hatte und in dem Glauben, dass ich damit nur mehr perfekte Bilder machen werde, drauflos fotografiert habe. Die Ernüchterung folgte im Fotogeschäft, als ich die Bilder dann sah und merkte, dass es doch nicht so einfach ist, gute Bilder zu machen.

Welche Motive fotografieren Sie gerne?
Mir geht es weniger um die Motive, sondern eher um die Idee oder das Thema, die/das hinter dem Bild liegt. Ich liebe es, zu bestimmten Themen zu recherchieren, daraus dann ein Konzept zu überlegen und es fotografisch umzusetzen. Für mich gilt immer die Devise: man kann alles fotografieren, man muss nur wissen, warum.

Analog oder digital?
Beides. Aber wenn ich es mir aussuchen kann, analog.

Lieblingskamera?
Mamiya 7, analoge Mttelformat-Kamera.

Welche fotografische Ausrüstung haben Sie normalerweise in Ihrer Tasche?
In meiner Jackentasche ein kleine Kamera für unterwegs, eine Fuji x100t, und wenn ich für einen Auftrag oder ein Projekt unterwegs bin, entweder eine Pentax 645z oder eine Mamiya 7. Oder beides.

Was macht für Sie ein gutes Foto aus?
Die Idee dahinter, und natürlich die Umsetzung. Mich interessieren deshalb auch eher Serien als Einzelfotos, und am allermeisten begeistern mich gut durchdachte und speziell aufgemachte Fotobücher.

Welche Fotografen haben Ihre Arbeit beeinflusst?
Da gibt es viel zu viele, um sie alle aufzuzählen. Um bei den Büchern zu bleiben: die Fotobücher, die ich immer wieder anschaue und mich darin verliere, sind von Richard Billingham, Nick Waplington, Leo Kandl, Manfred Willmann und Roger Ballen.

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