Klaus Mäkelä hat es mit seinem Debüt am Pult der Wiener Philharmoniker ausgelöst. Gustav Mahlers „Sechste“ in a-Moll hat er sich dafür ausgesucht, ein Werk, das er bereits im Sommer mit seinem künstlerischen Partner, dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam aufgeführt hat. Der gebürtige Finne kann mit seinen 28 Jahren eine einzigartige Karriere vorweisen. Er ist Chefdirigent von Oslo Philharmonic, des Orchestre de Paris, 2027 wird er Chef in Amsterdam und beim Chicago Symphony Orchestra. Sein erstes Konzert mit dem Wiener Weltklasse-Klangkörper gab er als Künstler im Fokus des Musikvereins, zwei Abonnement-Konzerte in Wien und drei Gastspiele in Deutschland folgen mit Mahlers „Tragischer“.
Die hebt er mit verstörender Wucht an, presch rasant durch die Marschrhythmen, die er mit einer Unerbittlichkeit gestaltet, die ihresgleichen nicht so leicht finden wird. Ein Klang-Tsunami wie in einem Übermaß an Dauerfortissimo, das irritiert, wird vom in Gold- und Silberschattierungen glänzenden philharmonischen Klang mit dem „Alma-Thema“ abgelöst, eine passionierte Melodie, in der Mahler seine Ehefrau porträtiert hat. Deutlich kehrt Mäkele die Kontraste heraus, stellt beglückende Momente Bedrohlichem gegenüber.
Gespenstisch wie Angstschreie klingen die Flöten, dann wieder die Idylle eines Sommers auf dem Lande, wo man aus der Ferne Kuhglocken hört. Mäkelä sorgt, auch durch eine leicht abgeänderte Sitzordnung im Orchester bei den hervorragenden Blechbläsern, für eine ausgewogene Balance und macht die Essenz dieser Symphonie, in der Mahler seine Ängste vertont hat, spürbar. Den Fokus seiner Lesart legt er auf eine besondere Schwere. Das Andante, den langsamen Satz, schließt er, wie seit einigen Jahren üblich, an den ersten Satz an. Den zelebriert er, hebt das Elegische hervor. Virtuos intonieren die Holzbläser die Trio-Elemente im dritten Satz. Im Finale mit dem Hammer lässt Mäkelä das Schicksal mit überwältigender Wucht aufwühlend zuschlagen und wird zurecht mit Ovationen gefeiert.
KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen
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