Gesprochen wird dabei nur das Nötigste. „Sprache ist nur eine Form von Ausdruck. Wenn nicht miteinander geredet wird, heißt das nicht, dass sie nicht miteinander kommunizieren“, sagt Clemens Schick (47) im KURIER-Interview. „Wenn man spielt und nichts sagt, passiert trotzdem sehr viel. Man spürt in diesen Situationen ja ständig, dass in den Personen einiges vorgeht. Es wird zwar nicht gesprochen, aber immer etwas vermittelt“, sagt Max von der Groeben, den man ebenfalls aus „Fack ju Göhte“ kennt.
Der 27-jährige Schauspieler spielt an der Seite von Schick den jüngeren, schwächeren, unsicheren, weil unerfahrenen Verbrecher Tom. Während er immer wieder Mitleid mit Stella hat, an der Tat zweifelt, gibt Vic den knallharten, machtbesessenen Anführer des Duos, der die Entführung durchzieht.
Eineinhalb Stunden dreht sich in einer zum Gefängnis umgebauten Wohnung alles um drei völlig verschiedene Charaktere, die allesamt stark unter Strom stehen. Die Stimmung ist klaustrophobisch-beengend und kippt mehrmals. „Man weiß die ganze Zeit nicht, wer wen ausspielt oder was einem der andere gerade verheimlicht. Durch die ganzen Wendepunkte hält dieser Film bis zum Schluss die Spannung aufrecht“, sagt Max.
Inszeniert hat diesen kammerspielartigen und intensiven Psychothriller, der die Spannung von Anfang bis zum Ende halten kann, Thomas Sieben. Dem Regisseur diente dabei der Film „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“ aus dem Jahr 2009 als Vorlage. „Wir haben das Original-Drehbuch aber grundsätzlich verändert“, sagt Sieben dem KURIER.
Das Besondere an diesem Thriller ist seine minimalistische Ausstattung: Es gibt nur drei Schauspieler und nur drei Drehorte. „Ich erzähle lieber eine Sache, die dann aber sehr genau. Große Ensemble-Filme habe ich bislang noch keine gemacht. Mich spricht mehr das kammerspielartige, die Konzentration auf das Wesentliche an. Im Falle von ‚Kidnapping Stella’‘ macht es viele Situationen auch wesentlich intensiver“, sagt Sieben und behält damit recht. Es ist ein Film, der einem einiges abverlangt. Im positiven Sinne.
Info:D 2019. 90 Min. Von Thomas Sieben. Mit Jella Haase, Clemens Schick, Max von der Max von der Groeben. Ab heute, Freitag, auf Netflix abrufbar.
Regisseur Thomas Sieben über ...
... den Film
Es geht um Sehnsüchte, Wut, Gekränktheit, Traum von Liebe und der Traum von Freundschaft. Der Film ist ein Dauerfeuer an Anspannung und Paranoia.
Der Film ist eine Adaption eines englischen Films mit dem Titel „The Disappearance of Alice Creed“. Wir haben das Original-Drehbuch aber grundsätzlich verändert.
... seinen minimalistischen Zugang
Ich erzähle lieber eine Sache, die dann aber sehr genau. Große Ensemble-Filme habe ich bislang noch keine gemacht. Mich spricht mehr das kammerspielartige, die Konzentration auf das Wesentliche an. Im Falle von „Kidnapping Stella“ macht es viele Situationen auch wesentlich intensiver.
... die Masken
Wir hatten eine große Auswahl an unterschiedlichen Masken: Latex-Masken, Krampus-Masken, Tier-Masken. Für dieses im Film verwendete Modell haben wir uns erst nach ein paar Proben entschieden: Sie haben etwas Ausdrucksloses, tragen eine Leere in sich, die gespenstisch ist. Sie sind unheimlicher als eine Teufelsmaske.
... die Dreharbeiten
Die Schauspieler sind hin und wieder an ihr Limit gekommen – physisch wie psychisch. Es herrscht eine Menge Anspannung in jedem Dialog. Die Figuren sind sehr körperlich inszeniert.
... Recherchen zum Film
Mich hat vor allem interessiert, was entführte Personen im Nachhinein von der Tat berichten. Was ist ihnen in Gefangenschaft in Erinnerung geblieben, was besonders aufgefallen? Wie haben die Opfer reagiert und wie haben sie versucht, mit der Situation umzugehen?
... das Ende
Mir war wichtig, ein emotionales und nicht zynisches Ende zu zeigen.
Clemens Schick und Max von der Groeben über
... die Zusammenarbeit mit Thomas Sieben
Clemens Schick: Die Basis eines Film ist immer das Drehbuch. Und das war in diesem Fall außerordentlich gut. Wie auch die Zusammenarbeit mit Thomas Sieben, Wir hatten von Anfang an großes Vertrauen ineinander.
Max von der Groeben: Gerade für die brutalen Szenen war es ein großer Vorteil, dass wir uns gegenseitig zu 100 Prozent aufeinander verlassen konnten. Für uns Schauspieler waren die Dreharbeiten wirklich intensiv und fordernd.
... die Vorbereitungen auf den Film
Clemens Schick: Klar liest man Bücher darüber oder schaut sich Filme zu dem Thema an. Ich habe mich zum Beispiel mit dem Reemtsma-Fall intensiver beschäftigt und mit Macht und Machtmissbrauch auseinandergesetzt.
... die minimalistischen Dialoge
Clemens Schick: Sprache ist nur eine Form von Ausdruck. Wenn die beiden neun Minuten nicht miteinander reden, dann heißt das nicht, dass sie nicht miteinander kommunizieren.
Max von der Groeben: Wenn man spielt und nichts sagt, passiert trotzdem sehr viel. Man spürt in dieser Situation ja ständig, dass in den Personen gerade einiges vorgeht. Es wird zwar nicht gesprochen, aber immer etwas vermittelt.
... die Premiere auf Netflix
Clemens Schcik: Dass der Film am 12. Juli die Premiere auf Netflix ist hat, ist für uns ist es das Beste, was passieren konnte. Der Film bekommt die Chance, weltweit von aktuell rund 140 Millionen Zusehern gesehen zu werden.
... den Film
Max von der Groeben: Drei verschiedene Charaktere treffen mit drei völlig unterschiedlichen Motiven in einem sehr engen Raum aufeinander. Man weiß die ganze Zeit nicht, wer wen ausspielt oder was einem der andere gerade verheimlicht. Durch die ganzen Wendepunkte hält dieser Film bis zum Schluss die Spannung aufrecht.
Clemens Schick: Es ist eine kammerspielartige Konstellation. Es gibt nur drei Schauspieler und mehr oder weniger nur drei Locations, an denen gedreht wurde.
Max von der Groeben: Es ist ein Film, der einem immer mehr reinzieht und einem alles abverlangt.
Clemens Schick: Das ganze Projekt war ein Glücksfall. Das passiert nicht so oft. Daher bin ich sehr dankbar dafür, Teil davon zu sein.
Kommentare