Kein russischer Pavillon bei der Kunstbiennale Venedig

Kein russischer Pavillon bei der Kunstbiennale Venedig
Kurator und Künstlerduo zogen ihre Teilnahme zurück: "Es gibt keinen Platz für Kunst, wenn Zivilisten im Feuer von Raketen sterben"

Wie oft wurde die Symbolik der nationalen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig schon in Zweifel gezogen? Im Lichte des aktuellen Krieges erhalten die kleinen Kunsttempel, normalerweise harmlose kleine Botschaftsgebäude für Wohlfühltermine, neue Brisanz.

Denn zumindest auf diesem symbolischen Feld zieht sich Russland zurück. Nicht auf Order von oben - sondern auf Initiative der Künstlerin Alexandra Sukhareva (*1983) und des Künstlers Kirill Savchenkov (*1987). Die beiden Objektkünstler, die Russland ab April bei der internationalen Kunstschau repräsentieren hätten sollen, veröffentlichten am Sonntag einen Facebook-Post, in dem sie sich klar vom Angriffskrieg distanzierten.

Protestnote

"Es gibt keinen Platz für Kunst, wenn Zivilisten im Feuer von Raketen sterben", heißt es darin. "Wenn Bürgerinnen und Bürger der Ukraine sich in Bunkern verstecken und wenn russische Proteste zum Verstummen gebracht werden." Und weiter: "Als gebürtige Russin werde ich meine Arbeit nicht im russischen Pavillon der Biennale Venedig präsentieren.

Auch der Kurator des Pavillons, Raimundas Malašauskas, schloss sich laut einem Post, den die Organisatoren des Pavillons auf Instagram veröffentlichten, dem Boykott an. An eine Nachbesetzung werde demnach nicht gedacht: "Als Folge wird der russische Pavillon bei der 59. Biennale geschlossen bleiben", heißt es.

Die Organisatoren des Ukrainischen Pavillons begrüßten in einem Twitter-Statement die Entscheidung des Künstlerduos und des Kurators. Zugleich veröffentlichten sie aber ein - bereits davor geschriebenes Statement, das dazu aufruft, Russland überhaupt aus dem Reigen der Kunstschau zu verbannen. "Die globale Gesellschaft hat jahrelang Russlands Aktionen verurteilt, aber dem Agressor erlaubt, Teil des politischen, informationstechnischen, ökonomischen und kulturellen Diskureses  zu sein", heißt es darin. Man bekenne sich zwar zur Kultur als Ort des Dialogs, "doch wir glauben, dass es dabei um Kommunikation in zwei Richtungen geht. Daher glauben wir nicht, dass Russland weiter Teil der Biennale sein sollte."

Ob es einen ukrainischen Pavillon auf der Weltkunstschau geben wird, steht indes in den Sternen. "Das Team ist im ganzen Land verteilt und bemüht sich, Leben und Kunstwerke zu retten, anstatt Vorbereitungen zu treffen", heißt es im Statement. Geplant war eine Solo-Schau des Künstlers Pavel Makov, der in der umkämpften Stadt Charkiw lebt. Makov  hatte zuletzt dem Art Newspaper zu Protokoll gegeben, dass es einer Kuratorin gelungen sei, einige für die Biennale bestimmte Werke außer Landes zu schaffen.

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