Kindliche Freude
Wenn man als Regisseurin zu einem Jahre lang bestehenden Ensemble hinzustößt, müsse man natürlich „erstmal die Frage beantworten: ,Wozu brauchen wir dich?’“ Neuhauser und Krassnitzer beeindruckten die 42-Jährige auch mit ihrer beträchtlichen Spielerfahrung: „Das ist wirklich selten im deutschsprachigen Raum, dass man da Menschen hat, die seit Jahrzehnten drehen und daher in der Schauspieltechnik so irrsinnig versiert sind. Wo man sich tatsächlich zum miteinander Spielen mit einer kindlichen Freude trifft. Sie sind auch offen für Experimente und hängen sich wirklich rein. Die wollen das Beste aus ihren Figuren machen.“
Fehlerhafte Ermittler
Mückstein sieht den Reiz des österreichischen Ermittlerduos darin, dass „sie auch fehlerhafte Menschen sind – vielleicht macht sie das so greifbar.“ Für die Regisseurin ist es der erste „Tatort“. „Natürlich habe ich mich gefreut, der ,Tatort’ hat Geschichte, der hat Renommee. Vor allem aber ist er auch ein Fernsehformat, das künstlerisch ziemlich frei ist. Bei anderen TV-Formaten ist oft sehr stark vorgegeben, wie das aussehen soll. Da ist eine persönliche Handschrift nicht sehr gefragt.“
Deswegen hat der Sonntagskrimi durchaus optische Anklänge an ihre anderen Film-Arbeiten: „Ich bringe auch bei der TV-Arbeit meinen ästhetischen Anspruch aus dem Kino mit. Ich möchte gut aussehende Filme machen. Ich halte das TV-Publikum auch nicht für weniger intelligent als das Kinopublikum. Deshalb überlege ich mir oft in der Inszenierung Dinge, die nicht der einfachste oder direkte Weg der Erzählung sind, einen filmischen Kniff oder ein Augenzwinkern. Wo man vielleicht noch eine Sekunde nachdenken muss.“
Geballtes Fernsehen
2013 kam Mücksteins Debüt „Talea“ ins Kino, „L“Animale“ wurde 2018 bei der Berlinale vorgestellt. Ihr letzter Film „Feminism WTF“ befasste sich mit verschiedenen Aspekten des Feminismus – nur folgerichtig, war doch Mückstein diejenige, die 2022 die MeToo-Debatte auch in Österreichs Filmbranche ins Rollen brachte.
Die Regisseurin hat außerdem schon andere TV-Krimis inszeniert: drei Folgen von „Blind ermittelt“. Einen Fernseher hat Mückstein aber nicht. „Wenn ich in ein Format einsteige, schaue ich mir immer geballt ganz viel davon an und studiere, wie es funktioniert. Da sieht man, was möglich ist, was schon da war, wiederholen will man ja auch nichts. Man bekommt einfach ein Gefühl dafür.“ Bei diesen Studiensitzungen hat Mückstein auch andere Ermittlerteams für sich entdeckt: „Ich finde den Berlin-Tatort sehr gut, und auch die Folgen mit Florence Kasumba und Maria Furtwängler.“
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