Mit einer Instagram-Story hat Regisseurin Katharina Mückstein 2022 #MeToo auch in Österreich ins Rollen gebracht. Dass Machtmissbrauch und Übergriffe in der österreichischen Filmbranche ein großes Problem sind, wurde damals erstmals einem breiteren Publikum bekannt. Zwei Jahre später ist das Thema nun wieder hochgekocht – durch eine Dokumentation des NDR, die nun auch die Namen von Männern, denen entsprechende Vorwürfe gemacht werden, nennt (Paulus Manker, Julian Pölsler, der KURIER berichtete).
Am Rande eines Pressegesprächs zum von Mückstein inszenierten neuen Österreich-„Tatort“ sagte sie, diese Doku sei eben deshalb so wichtig: „Weil Namen genannt werden, müssen sich nun auch Männer, die mit diesen mutmaßlichen Tätern zusammengearbeitet haben, äußern“ (Anm.: Erwin Steinhauer, Cornelius Obonya und Kameramann Martin Gschlacht haben das getan). „Und da wird sichtbar, dass sehr viele zuschauen und nichts tun – und dass sich das ändern muss.“
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„Viel Feigheit“
Sie wünscht sich mehr Zivilcourage: „Man muss einfach lernen, sofort in der Situation einzugreifen und zu sagen: ,So nicht’. Und wenn es einen cholerischen Typen gibt, der einen Wutanfall bekommt, wenn man ihn konfrontiert, muss man sich zusammentun und sagen: Mit so jemandem arbeiten wir nicht. Man muss auch sagen können: Der Film ist nicht wichtiger als das Wohlergehen und die Unversehrtheit einer Person. Da wird ja oft argumentiert, wir haben keine Zeit, das jetzt aufzuarbeiten, das kostet so viel Geld. Da ist viel Bequemlichkeit und Feigheit im Spiel und deswegen ist es gut, dass es jetzt diese Diskussionen gibt. “ Klar sei, dass ein „Filmset kein Safe Space“ sei, denn so etwas gäbe es nicht. Aber „wenn einer Führungsperson etwas zu Ohren kommt oder sich ihr jemand anvertraut, dann muss sie Verantwortung übernehmen.“
Finanzielle Konsequenzen
Und passiert dies nicht, ist Mückstein auch dafür, dass es Konsequenzen gibt, was den Geldhahn angeht: „Es müsste viel mehr Kontrollen geben, wo viel Geld und viel Macht bei einzelnen Personen liegt. Eine Förderstelle sollte ein Interesse daran haben, dass eine Produktionsfirma faire Arbeitsbedingungen schafft.“
Die Doku zeige auch, was bisher in der Medienberichterstattung nicht ausreichend wiedergegeben worden sei: „Es geht nicht um den einen Skandal, sondern um ein krankes System.“ Sie findet, dass es nicht unbedingt Aufgabe von Kulturjournalismus sei, diese Missstände aufzudecken. In einer so kleinen Szene wie Österreich sei das auf unbestechliche Weise schwer möglich. Diese Arbeit müsste gut finanzierter Investigativjournalismus leisten.
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Was bisher geschah:
Die Doku „Gegen das Schweigen“ (11. 3. im NDR, bereits online) erhebt Vorwürfe gegen die Regisseure Julian Pölsler und Paulus Manker. Verschiedene Frauen erzählen von ihren Erfahrungen.
Julian Pölsler hat am Montag mitgeteilt, dass er das Gespräch suchen und sich entschuldigen wolle. Manker dementiert die Vorwürfe. Den Auftritt des letzteren im ORF-„Kulturmontag“ empfindet Katharna Mückstein als „problematisch“ und als Schlag ins Gesicht für alle, die sich getraut haben, vor der Kamera zu sprechen.“
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