"Káťa Kabanová": Die Wolga war ihr Schicksal

"Káťa Kabanová": Die Wolga war ihr Schicksal
München: "Káťa Kabanová" von Leoš Janáček in einer besonders musikalisch aufregenden Produktion.

Schon beim Einlass ist der Vorhang offen, es wird Tango getanzt. Ein Aquarium und eine Mineralwasserbar symbolisieren die vorbeifließende Wolga, wo die traurige Geschichte mit dem Selbstmord enden wird. Schaufensterpuppen, ein Flipperautomat und eine Jukebox stehen herum.  Letztere wird die Titelheldin gleich zu Beginn aktivieren und dazu tanzen, was auch als Live-Projektion zu sehen ist. In  ödem Ambiente in Kostümen der 60er Jahre (Ausstattung: Małgorzata Szczęśniak) lässt Krzysztof Warlikowski „Káťa Kabanová“ von Leoš Janáček an der Bayerischen Staatsoper beginnen.

Der polnische Regisseur erzählt die Geschichte klar, detail- und ideenreich, ohne die sonst üblichen Provokationen. Und er zeigt, dass es an diesem Ort und in dieser Familienkonstellation keine Hoffnung gibt. Die Alten geben die Macht nicht aus der Hand und terrorisieren die Jungen. Besonders berührend  ist die Verwandlung im Finale, wenn sich Káta, nach der Abschiedsszene von  Boris, von einer Blumenwiese ins Wasser rollt und dann dort tot treibend auf einer Projektion zu sehen ist. 
Corinne Winters spielt und singt bei ihrem Hausdebüt die Titelpartie als Außenseiterin mit großer Intensität, sie erweist sich als phänomenale Singschauspielerin und als Ereignis dieser Produktion.

"Káťa Kabanová": Die Wolga war ihr Schicksal

Besonders mit ihrem Schlussmonolog weiß die US-Amerikanerin zu packen. Nicht umsonst erhielt die den Oper!Award als beste Sängerin 2025. Elegant im Leopardenmantel und ungemein böse ist die Kabanicha, ihre Schwiegermutter, die sie und ihren Mann unentwegt terrorisiert. Sie wird von Violeta Urmana ideal verkörpert. Milan Siljanov ist ein stimmgewaltiger, brutaler  Dikoj. Emily Sierra verströmt als Varvara vitalen, lasziven Wohlklang. Ideal auch die drei Tenöre mit James Ley als Kudrjáš, John Daszak als Muttersöhnchen Tichon und Pavel Černoch als jugendlicher Verführer Boris. Vor allem letzterer  gefällt mit schönem Ausdruck. Exzellent hört man den Chor aus dem Off. Janáčeks Musik ist von mitreißender, überwältigender Schönheit und Ausdruckskraft. Dunkel gefärbt malt sie Gefühle in die Seelen der Personen, schildert die Natur und ihre Gewalten. Und so wird sie auch vom Bayrischen Staatsorchester unter Marc Albrecht, in einer ohne Pause gezeigten Fassung interpretiert: Mit feinster Dynamik und einer Vielfalt an Klangvaleurs von zartesten Pastelltönen bis hin zu den schneidenden Mini-Motiven, mit zugespitzter Dramatik und Intensität.
Großer Jubel, besonders für die Titelheldin. 

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