„Am Ende steht der Richter, die Richterin allein und muss entscheiden. Und das ist eine höllische Aufgabe“, sagt Schauspieler Joseph Lorenz. Er gibt den Anwalt der Frau (Silvia Meisterle); es spielen weiters u.a. Herbert Föttinger, Ulli Maier und Martina Stilp.
Ein Unterschied zu bisherigen Schirach-Dramatisierungen: Es gibt am Schluss kein Urteil und keine Abstimmung im Publikum über Schuld oder Unschuld. „Man kann quasi nicht beruhigt nach Hause gehen“, sagt Lorenz, es gibt – im Gegensatz zu den Sozialen Medien – kein schnelles Urteil. „Die Gesellschaft in toto versimplifiziert sich ja ungemein und jeden Tag“, sagt Lorenz. „Jeder spielt sich zum Richter auf. Das ist vielleicht ein menschlicher Reflex. Aber man muss dann auch immer sagen: Wir sind eben nicht in der Wüste, wo das Recht des Stärkeren gilt, sondern wir sind eine Zivilisation, wir haben Rechtsnormen, wir haben einen Rechtsstaat, und da gibt es einen für alle verbindlichen Katalog.“
Ausbalancieren
Schirach ziele „mit allen seinen Texten höher als auf die Beantwortung der Frage ,Wer hat Recht?’“, betont Lorenz. Er empfinde diese Texte auch darum als „sehr notwendig“, weil ihm dieses Verständnis für die Komplexität der Rechtssprechung „eigentlich fehlt“. Etwa? „Wie der Rechtsstaat funktioniert, das begreifen wir quasi im alltäglichen Leben ja gar nicht. Dass ,im Zweifel für den Angeklagten’ nicht das zwingende Ergebnis ist, wenn ,Aussage gegen Aussage’ steht: Ich hätte das, wahrscheinlich wie 95 % aller Menschen, so gedacht. Das ist aber tatsächlich nicht der Fall. Justitia wird ja nicht umsonst mit einer Waage dargestellt. Es muss wirklich alles ausbalanciert werden.“
Vor Gericht laufen Prozesse auch in dramatischen Fällen gegen Leib und Leben „eigentlich undramatisch ab“, sagt Lorenz. Aber natürlich gebe das Setting vor Gericht mit einen großen Auftritten und Widerreden „viel Theatralisches vor, das wir natürlich wunderbar benützen können“.
Vermisst hat man Lorenz beim „Jedermann“ in Salzburg, wo er als Schuldknecht angekündigt war. „Es gab leider ein paar Dinge vertraglicher Art, die von der Salzburger Seite her nicht so eingehalten wurden, wie sie besprochen waren. Man hat sich dann Zeit gelassen mit dem Vertrag – sodass ich nichts anderes mehr konnte, als zu sagen ich mach’s nicht“, sagt Lorenz. Denn er müsse an seinem Stammhaus, der Josefstadt, rechtzeitig Bescheid geben können.
Kommentare