Das Monster im Wohnzimmer

Ein Krampus.
Der Fotograf Klaus Pichler porträtierte Österreicher in ihren Kostümen - und in ihren vier Wänden.

Das Krümelmonster sitzt am Tisch und starrt auf eine Pflanze, ein Hase fläzt auf dem grasgrünen Kuschelteppich und ein furchteinflößender Krampus auf einem Lederstuhl. Was auf den ersten Blick wie eine surreale Szenerie wirkt, zeigt eigentlich die "Verkleidungen und die Menschen darunter", erklärt Klaus Pichler im Gespräch mit dem KURIER.

Als der Fotograf vor zwei Jahren mit der Serie „Just the Two of Us“ begann, wollte er eigentlich mit Faschingsvereinen arbeiten und sie verkleidet in ihren vier Wänden ablichten. „Ich hab' dann aber relativ schnell gemerkt, dass es noch mehr gibt als Faschingsvereine. Gerade in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren haben sich sehr viele neue Richtungen entwickelt. Cosplay zum Beispiel, oder Live-Rollenspiele, bei denen die Kostüme viel aufwändiger und kreativer sind als die Faschingskostüme. Ich wollte einfach die ganze Bandbreite der Verkleidungstradition zeigen", beschreibt Pichler die Anfänge. Für ihn bleibt der Grundgedanke bei allen Kostümen der gleiche: "Das Wechseln der Persönlichkeit, quasi das erschaffen eines Alter Egos."

Die Fotos der Serie

Das Monster im Wohnzimmer

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Die Intention war für Pichler allerdings nicht das Kostüm alleine, sondern eben auch der Mensch darunter. Diesen zeigt er mit den vier Wänden seiner Protagonisten. "Die Wohnung ist eine Verlängerung der Persönlichkeit. Sie zeigt den persönlichen Geschmack, wie viel Geld man dafür ausgibt, ob man‘s gern voll oder leer, bunt oder weiß hat. Deshalb präsentiert die Wohnung die Person darunter", schildert der Fotograf seine Erfahrung.

Gefunden hat er die Menschen ganz individuell, aber alle in Österreich: "Ich ging zu Conventions und zu Stammtischen, meldete mich bei Internetforen an und habe bei Vereinen angefragt." Wer sich unter den Kostümen versteckt und welche Geschichte im Einzelnen dahinter verbirgt, verrät Pichler nicht, denn "das würde den Fotos die Spannung nehmen", aber, "es zieht sich quer durch die Gesellschaft. Am Anfang dachte ich, ich werde einen Haufen Nerds und Geeks kennenlernen. Aber unterm Strich kann man sagen, es sind alles normale Menschen mit einer Familie, Job, Wohnung oder Haus. 'U-Boote', die nur in der Fantasiewelt leben, habe ich nicht getroffen." Auf die Frage warum sich die Leute verkleiden hat Pichler meistens gehört: "Weils ma g’follt."

Natürlich gebe es teilweise so etwas wie einen Wettstreit, welcher Krampus zum Beispiel am furchteinflößendsten ist. Aber "ich glaube meistens ist es einfacher, als man denkt. Tieferliegende Gründe sich zu verkleiden gibt es nicht wirklich" ist Pichler überzeugt. "Außer vielleicht bei den Furries, die sich mehr als Tier, als als Mensch fühlen und ihre Tieridentität von Grund auf aufbauen."

Zur Person: Klaus Pichler

Der Fotograf wurde 1977 im steirischen Judenburg geboren und lebt in Wien. Seit 2005 arbeitet er als freier Fotograf für verschiedene Firmen und Projekte. In diesem Jahr erhielt er den renommierten Lead Award in Deutschland. Große Aufmerksamkeit erregte er bisher mit seinen Serien und Büchern "Fürs Leben gezeichnet", "Middle Class Utopia" und "Skeletons in the Closet". Noch bis zum 23. November zeigt die Wiener Anzenberger Galerie die Serie "One Third".

Homepage: Klaus Pichler

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