Keine Angst vor großen Tieren

Keine Angst vor großen Tieren
22 Jahre nach der Premiere von "Jurassic Park" lässt Steven Spielberg wieder seine Dinosaurier los.

Am liebsten erinnert sich Chris Pratt an die Szene, die nicht am Computer digitalisiert wurde: Als er das mechanische Quietschen, ausgelöst durch die Handbedienung der Saurier, hörte und ganz ernst bleiben musste, weil sein Lieblingsdino gerade in seinen Armen starb: "Da werkten acht Mann wie die Berserker , um das Tier zu bewegen, und ich durfte keine Miene verziehen. Ich dachte angestrengt daran, wie fett ich einmal war und wie unglücklich dabei. Wie ein Saurier im Miniformat. Dann schaffte ich die Szene."

Sonnyboy Chris Pratt ist der Star der neuen, generalüberholten Ausgabe von Steven Spielbergs legendärer Dino-Saga, die 1993 mit der ersten Folge von "Jurassic Park" ihren Ausgang nahm. In "Jurassic World" (Kinostart: 12. Juni) spielt der amerikanische Sonnyboy , den viele aus "Guardians of the Galaxy" kennen, einen Forscher, der das Verhalten der Dinos in einem Saurier-Vergnügungspark ergründet. Weil die Gäste des Parks immer neue und noch spektakulärere Attraktionen sehen wollen, kreuzen Wissenschaftler im Labor mehrere Saurierarten – und erschaffen so ein Biest. Einen hochintelligenten Supersaurier, der nicht nur seine Artgenossen, sondern auch die Menschen töten will.

Fasten fürs Starleben

Pratt alias Owen Grady stellt sich dem Über-Saurier entgegen und hat sich dafür beachtliche Muskeln antrainiert. Nichts lässt mehr sein einstiges Übergewicht erahnen. "Erinnern Sie sich an die TV-Sitcom ‚Parks and Recreation‘, als ich den pummeligen Andy Dwyer spielte? Damals hatte ich gute 150 Kilo. Mein Gewicht unterlag in den letzten zwölf Jahren schon extremen Schwankungen. Aber ich kann mich total disziplinieren, wenn es sein muss. Wenn ich so ein tolles Leben als Filmstar wie jetzt leben will, dann muss ich mich eben anpassen. Streng Diät halten und wie ein Besessener Workout machen."

Fishing for compliments? "Ja, ich weiß, dass ich jetzt gut in Schuss bin. Klar werde ich mich zusammenreißen, dass das so bleibt, Ladies."

Bryce Dallas Howard, die ätherisch schöne Tochter von Hollywood-Starregisseur Ron Howard, spielt Owens Flamme mitten im Sauriertrubel. Romantik zwischen den Dinos, sozusagen. Auch sie findet Chris Pratt hinreißend: "Er ist so süß", flötet sie beim Interview im Pariser Hotel "Le Bristol", "maskulin, aber total sensibel". Howard spielt die toughe Managerin des Dinsosaurierparks, die in stets makellosem weißem Kleid und Zwölf-Zentimeter-High Heels durch den Wald stapft und zu retten versucht, was vom bösen Dino-Mutanten noch verschont geblieben ist. "Ja, die High Heels im Dschungel waren schon skurril. Aber ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt. Als ich bei einer Fluchtszene einmal kurz in Sneakers geschlüpft bin, habe ich mir prompt den Knöchel verstaucht. Da wusste ich: Es soll so sein, dass ich wie eine aufgedonnerte Tussi durch den Wald renne."

Wie Pratt war Bryce Dallas Howard ein "Jurassic Park"-Fan von klein auf: "Ich habe den Film mit 12 gesehen und hatte dann immer Angst, wenn ich allein im Pool schwamm. Ich dachte, ein Saurier taucht auf. Oder ein Hai." Und da sage noch einer, Steven Spielberg habe keine prägenden Spuren bei den Menschen hinterlassen.

Saurier im Pool

Pratt geht noch einen Schritt weiter: Sein erstes Mal "Jurassic Park" weckte in ihm die Überzeugung, dass in der Wissenschaft und bei ihm alles möglich sei: "Ich ging aus dem Kino und dachte mir: Fuck, wenn ich nicht nur Witze reiße, sondern gelegentlich in ein Buch schaue, dann kann ich auch ausgestorbene Tiere zum Leben erwecken. Sie sehen ja, wie weit ich jetzt gekommen bin".

Nicht verrückt

Als Dritter im Blockbuster-Bunde stößt Regisseur Colin Trevorrow zur Interviewrunde. Ein bislang Unbekannter, der sich nur mit einem Online-Kurzfilm ("Safety Not Guaranteed") einen Namen machte und von Produzent Steven Spielberg höchstpersönlich für die Regie dieses wichtigen Sequels auserkoren wurde.

"Ich habe ihn überzeugt, dass ich nicht verrückt bin, obwohl ich eigene Visionen dieses ‚Jurassic Park‘-Franchises hatte", erklärt Trevorrow. Und: "Glauben Sie mir, ich werde noch viele Filme machen, bei denen die Leute denken, ich mag kein Geld." Kalifornischer Humor der Marke extradry.

Chris Pratt mischt sich ein: "Auch wenn Colin dem Film sein Script und seine Handschrift verpasst hat, so ist das Ergebnis trotzdem zutiefst Spielberg-isch. Steven war für Colin ein ständiger Mentor, auch wenn er nicht am Set war. Sie telefonierten täglich und Colin zeigte Steven alles, was er gedreht hatte. Steven stand voll hinter seinem Regie-Neuling, den er entdeckt hatte. Er sah, dass Colin genau verstand, was er wollte, und dass er mit Technik perfekt umgehen konnte. Kurzum: Sie waren auf einer Wellenlänge".

Keine Angst vor großen Tieren
Jetzt noch böser: Der Dinosaurier-Mutant in "Jurassic World" ist recht bösartig
Trevorrow bringt die Herausforderung, den Ansprüchen Spielbergs Genüge zu tun und es nicht zu vermasseln, auf seine Art auf den Punkt: "Das war mir schon klar: Wenn ‚Jurassic World‘ ein Flop wird, dann wird Steven weiter eine Legende sein. Aber ich bin so was von weg vom Fenster."

Doch es sieht nicht danach aus, dass Colin Trevorrow in Kürze weg vom Fenster sein wird: Die Reaktionen der Kritiker bei den Screenings von "Jurassic World" waren nicht euphorisch, aber durchwegs positiv. Ganz nach dem Motto: Dinosaurier und Chris Pratt und viel Computereffekt-Getöse, das lockt die Fans.

Bestimmt fürchten sich in ein paar Wochen auch die heimischen Girlies vor dem Saurier im Badeteich.

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