Junges Duo für Diagonale: Vom Praktikum bis zur Intendanz

Junges Duo für Diagonale: Vom Praktikum bis zur Intendanz
Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber werden das österreichische Filmfestival ab 2016 leiten.

Das Festival des österreichischen Films wird ab der Saison 2016 von einem jungen Duo geleitet: Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, bisher Leitungs-Duo des Welser Nachwuchs-Medienfestivals Youki, übernehmen das Grazer Festival nach der Ausgabe 2015, die noch von Barbara Pichler betreut wird (17.–22. März).

Junges Duo für Diagonale: Vom Praktikum bis zur Intendanz
Diagonale-Intendantin Barbara Pichler
Pichler zieht sich auf eigenen Wunsch zurück. Der Vertrag der neuen Intendanz läuft bis 2019.
Höglinger (30) und Schernhuber (26) kennen die Diagonale seit mehr als sieben Jahren von innen. Beide begannen als Praktikanten, kamen dann fix ins Team und werden nun dem Festival als Intendanten vorstehen.

Mutig

Angesichts ihres Karrieresprungs zeigen sich die Oberösterreicher gegenüber dem KURIER "überaus glücklich über die mutige Entscheidung. Freilich sind wir überrascht, dass wir als junges Duo diese Verantwortung und dieses Vertrauen bekommen."

Laut einer Aussendung der Diagonale konnten sie sich mit einem "klaren und überzeugenden Konzept" gegen ein weiteres Duo und zehn Einzelbewerbungen durchsetzen. Die Entscheidung des Trägervereins sei einstimmig erfolgt.

Die beiden Filmexperten freuen sich, "ein funktionierendes Festival zu übernehmen. Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden. Natürlich planen wir aber feine Justierungen und Adaptierungen." Sie verstehen sich als gleichberechtigte Doppelspitze, daher sei keine Aufteilung in künstlerische und administrative Agenden geplant.

KURIER: Ihr habt praktisch "von der Pike auf" bei der Diagonale angefangen, und übernehmt nun die Intendanz. Ab welchem Zeitpunkt war klar, dass das wirklich funktionieren könnte und wie ging es euch nach der Entscheidung?

Klar war es bis zuletzt nicht. In Erwägung gezogen haben wir es jedoch natürlich bereits bei unserer Konzepteinreichung. Es wäre schlichtweg unseriös gewesen, ein solches vorzulegen ohne von dessen Umsetzbarkeit überzeugt zu sein. Freilich sind wir überrascht, dass wir als junges Duo diese Verantwortung und dieses Vertrauen bekommen. Gleichzeitig sind wir überaus glücklich und freuen uns über die durchaus mutige Entscheidung.

Welche Vorteile ergeben sich aus der Doppelspitze? Wie wird die Aufgabenverteilung aussehen?

Durch unsere langjährige Zusammenarbeit beim Internationalen Jugend Medien Festival Youki sowie bei weiteren Filmfestivals (Diagonale, Viennale, Crossing Europe, Anm.) war die Bewerbung als Doppelspitze logische Konsequenz. Wir wissen um die jeweiligen Stärken und Schwächen des anderen, geben einander Feedback und wollen uns auch gemeinsam in kritischer Selbstreflexion üben. Es wird keine klassische Duo-Aufteilung zwischen künstlerischer und administrativer Leitung geben. Vielmehr wollen wir die Diagonale ganzheitlich denken und auch andere Stimmen hören. Freilich wird es interne Aufgabenteilungen geben, die Letztverantwortung liegt allerdings bei beiden Personen.

Gibt es Bestrebungen die Zahl der Uraufführungen zu erhöhen oder genügt es, die Arbeiten eines Jahrgangs abzubilden?

Selbstverständlich wird es auch unter unserer Leitung darum gehen, möglichst vielen neuen filmischen Arbeiten und Tendenzen nachzuspüren. Die Diagonale war seit jeher Vordenkerin und Impulsgeberin. Nichtsdestotrotz lässt sich eine Filmkultur aber auch nicht über ein bloßes Aneinanderreihen von Premieren beschreiben. Ergänzend braucht es kuratorische Gesten, Referenzprogramme und historische Kontextualisierung – ein Bewusstsein für den Facettenreichtum des österreichischen Films.

Welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Festivals seht ihr?

Zunächst freuen wir uns, ein funktionierendes Festival zu übernehmen. Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden. Natürlich planen wir aber feine Justierungen und Adaptierungen. Konkrete Vorschläge zu artikulieren wäre zu diesem Zeitpunkt etwas verfrüht.

Wird junges Kino verstärkt in den Fokus gerückt werden?

Aufgabe der Diagonale ist es, dem gesamten österreichischen Filmschaffen Rechnung zu tragen. Dabei spielt junges Kino ebenso eine Rolle wie das Filmschaffen jener, die bereits länger dabei sind. Es wird darum gehen, auch generationenübergreifende Durch- und Übergänge, Referenzen und Querverbindungen sichtbar zu machen. Sowohl im Hinblick auf die Branche als auch auf das Publikum wollen wir die Diagonale für kommende Generationen attraktiv halten.

Steht der Standort Graz für die Diagonale außer Frage?

Graz ist ein zentraler Punkt unserer Überlegungen, daran ist nicht zu rütteln. Die Diagonale hat in der Steiermark nach zahlreichen Stationen ihre Heimat gefunden, eine funktionierende Infrastruktur und Unterstützer/innen. Uns ist viel daran gelegen, auch interdisziplinäre Überlegungen anzustellen, Verbindungen und Schnittmengen zu anderen Akteuren des Grazer Kulturlebens zu benennen und mögliche Synergien zu nutzen. Das Festival muss sich auch aus der Stadt heraus weiter entwickeln.

Das Interview wurde via Email geführt.

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