Sie merken schon: Mit Worten zu beschreiben, was am Samstag im Musikverein zu hören war, ist komplex. Sprache reicht ja, wenn es ernst wird, nicht aus, um auszudrücken, was Musik vermag. Wobei das Fach, von dem hier die Rede ist, wie kein anderes, mehr noch als die Oper, Wort und Ton gleichrangig vereint. Und wenn dann zwei solche Meister am Werk, am Tenor und an den Tasten sind wie diesfalls, ist das Ergebnis ein einzigartiges, hoffentlich nicht unwiederbringliches Ereignis.
Kaufmann und Buchbinder standen/saßen erstmals gemeinsam auf einer Bühne – zum Auftakt des vom Pianisten programmierten Schubert-Zyklus im Musikverein. Und das Aufeinandertreffen war wie Liebe auf den ersten Ton, für die beiden wohl genauso wie für das Publikum.
Zu gestalten galt es den Liederzyklus „Die schöne Müller“ von Franz Schubert, eines der komplexesten, facettenreichsten, schönsten Geschöpfe des Genres. Kaufmann hatte (mit Helmut Deutsch) die 20 Lieder bereits 2009 aufgenommen. Man war enorm gespannt, wie er das 15 Jahre später und nun mit Buchbinder machen würde. Das Resultat: ein Triumph.
Kaufmann, dessen Stimme seither die schwierigsten Partien der Opernliteratur bewältigt hat, nimmt sich wunderbar zurück und stellt sich ganz in den Dienst der Sache. Er gestaltet jedes Lied unterschiedlich und doch mit einer Klammer versehen, er singt höchst sensibel, da stimmt jede Intonation, jede Phrasierung – wahre Größe ist bei ihm, wenn er nie forcierend beweisen muss, wie groß seine Stimme wäre, diese Klugheit zeichnet ihn auch in der Oper aus. Sein Tenor klingt traumhaft schön und farbenprächtig, sein baritonales Timbre passt perfekt zu Schubert und zu Legenden wie etwa Fischer-Dieskau, in der Höhe ist er präzise und spielt mit den Tönen, wie es nur Meister können. Eine derart elegante, noble, zurückgenommene „Müllerin“ ist zutiefst berührend.
Buchbinder wiederum, der das Wort Begleiter hasst – wenn, dann begleite man jemanden in ein Restaurant, aber nicht beim Liedgesang – ist ein gleichrangiger, kammermusikalischer Partner, der Kaufmann durchaus fordert, etwa beim ersten Lied, „Das Wandern“, oder beim „Jäger“. Mit rasanten Tempi, als hielte er von der Gemächlichkeit eines Wanderausflugs rein gar nichts. Und er trägt Kaufmann auch klanglich dorthin, wohin Schubert viel zu früh aufgefahren ist. Eins plus eins ist hier nicht zwei, sondern ein Vielfaches davon. Wenn die beiden nicht nach drei Zugaben aufgehört hätte, würde das Publikum wohl jetzt noch jubeln.
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