John Grishams 26. Justiz-Thriller

John Grishams 26. Justiz-Thriller
"Das Bekenntnis" über einen ehrenwerten Mann, der jemanden erschießt und nicht verrät, warum er es getan hat, will nicht nur spannend sein.

An einem kalten Morgen Ende Oktober 1946 steht Pete Banning auf, seine Beine schmerzen wegen der  Kriegsverletzungen, und frühstückt bei seiner Schwester.  Omelett mit Spinat. Seine Frau hat er in der Psychiatrie untergebracht, denn sie drehte völlig durch, als er, der für tot erklärt wurde, doch noch aus japanischer Gefangenschaft nach Hause kam.
Pete Banning ist ein ehrenwerter  Mann. Sogar ein „guter Weißer“, der den Kindern der schwarzen Arbeiter auf seiner  Baumwollplantage eine Schule bauen ließ.
Das ist nicht selbstverständlich im Süden der USA, in Mississippi,  wo man (zumindest noch) in den 1940ern einander die Frage stellte: „Und wie viele Neger hast du?“

Südstaaten

Auch ist Pete Banning sehr gläubig; und er fährt an diesem Morgen zur evangelischen Kirche ... wo er den Pastor erschießt.
Was ihn bewogen hat, wird er nicht verraten. Nicht der Familie, nicht seinem Anwalt, nicht dem Richter – nicht einmal dem Gouverneur, der ihn gern  begnadigen würde, wenn er endlich sein Motiv nennt ...
So geht „Das Bekenntnis“, der 26. Justiz-Roman von John Grisham (Foto oben). Wer von ihm nur Spannung will, ist diesmal ein bisschen arm dran.
Denn allein wegen der Warum-Frage bleibt man bei fast 600 Seiten nicht munter.
 Nach der schrecklichen Hinrichtungsszene  beginnt Grishams Porträt einer angesehen Südstaatenfamilie. Er ist, wie er’s oft war, in der fiktiven Stadt Clanton. Es ist ihm wieder ein Anliegen zu zeigen, wo Amerika ein dunkles (rassistisches) Herz hat.
Der ehemalige Rechtsanwalt nahm sich noch mehr vor, nämlich zu beschreiben, was der Krieg aus Menschen macht und was ein Held ist.
Es wären unfair zu sagen, dass Grisham daran scheitert. Er hat seit „Die Jury“ (1989) viel dazugelernt.
 Sein besonderes Kennzeichen ist: 275 Millionen Exemplare seiner Bücher wurden weltweit verkauft. Es würden nicht gar so viele „Bekenntnis“-Exemplare dazu kommen, verrieten  Zeitungen das Warum. Hat noch keine getan. Hoffentlich war der Pastor wenigstens das „richtige“ Opfer.

 

John Grisham: „Das Bekenntnis
Übersetzt von Kristiana
Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya.
Heyne Verlag.
592 Seiten.
24,70 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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