Johann-Strauss-Museum: Wie wird aus historischem Material ein 3D-Spektakel?
Liverpool hat ein Beatles-Museum, Stockholm ein Abba-Museum und Wien hat? Johann Strauss ist die Antwort der Macher eines neuen Museums im ehemaligen Verkehrsbüro bei der Secession. „Johann Strauss – New Dimensions“ kann ab Donnerstag, 7. November besucht werden.
Auf rund 900 Quadratmetern in zwei Geschoßen wird in sieben „Akten“ Leben und Karriere des Walzerkönigs erzählt. Das beginnt 1825 nicht nur mit dessen Geburt, sondern auch mit dem Wirken von Johann Strauss Vater. Es geht um den erstaunlichen internationalen Erfolg von Johann Strauss in Russland, bei der Weltausstellung in Paris und auf Nordamerikatourneen, um die Frauen seines Lebens und seine Operetten. Aber auch abseits der Walzerseligkeit sollen sich Interessierte bewegen: das Revolutionsjahr 1848 wird nicht ausgelassen, nicht die Verbrennung des Strauss-Archivs durch Eduard Strauss 1907 und auch nicht die von Goebbels 1941 angeordnete Fälschung des Trauungsbuchs, um Strauss vom „Makel“ jüdischer Vorfahren zu befreien. Historische Beratung erhielt das Museum unter anderem von Wolfgang Maderthaner.
Eintauchen in Geschichte
Die technologische Umsetzung kam vom Studio Media Apparat. Die Firma von Kurt Steinwald und Alexander Göltl verantwortet etwa auch die digitale Konzeption und das Videokonzept der Opernfestspiele St. Margarethen. Bei der Tagung „Culttech Summit“, die Verbindungen von Kultur und Technologie debattierte, stellten sie am Mittwoch ihren Zugang zu der neuen immersiven Erfahrung vor.
Live in Boston
Ihre Absicht sei gewesen, ganz ohne „Schilder-Lesearbeit“ in die historische Ära Strauss’ einzutauchen. Deshalb werden alle Informationen über individuelle Kopfhörer ausgespielt. Dabei erkennt das Gerät den genauen Standort und „weiß“ daher, was es erzählen muss – oder welche Musik ertönen soll. Ein Raum kann sich mittels 3D-Installationen beispielsweise in das Boston Coliseum verwandeln, in dem Strauss ein für damalige Verhältnisse gigantisches Konzert aufgeführt hat.
Künstliche Intelligenz war teilweise eine Hilfe, etwa beschleunigte die Technik das Einlesen von Hunderten Briefen Strauss’, die als Zitate durch die Ausstellung wabern, erheblich. Sie kann auch Porträtfotos zum Leben erwecken, aber wenn sie Tänzer auf einer historischen Postkarte zum Drehen bringt, sieht das doch eher unbeholfen aus, wurde mit Augenzwinkern vorgeführt.
Das Museum ist privat finanziert, mit seinen 2,2 Millionen Euro Budget hat es ein Fünftel dessen verbraucht, was die ähnlich geartete Ausstellung „Mythos Mozart“ gekostet hat, betonten Steinwald und Göltl.
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