Joan Collins im Interview: „Niemand macht mich zum Opfer“

Joan Collins, die im „Denver Clan“ berühmt wurde, über #MeToo, gute Rollen und Liebe.

Dynasty – Der Denver Clan“ prägte die 80ger Jahre, und Alexis Carrington war sein hochgeliebter Bösewicht. Joan Collins wurde zum Superstar des Bildschirms.

Geboren in London, zog sie mit 22 nach Hollywood und pendelte 25 Jahre lang von einer schlechten Rolle in B-Filmen zur nächsten. Dazwischen heiratete sie fast so oft wie Liz Taylor. An den Erfolg von Dynasty konnte sie nie mehr anknüpfen, aber sie erreichte Kultstatus, und das war der Grund für Megaproduzent Ryan Murphy, ihr in der neuesten Staffel von „American Horror Story“ eine Rolle zu geben.

Ihr Wortwitz und ihr trockener Humor machen sie zur Legende.

KURIER: Wir interviewten Sie zum ersten Mal am Set von „Dynasty“…

Joan Collins: Das ist lange her. Die Zeit scheint sehr schnell zu vergehen, besonders in Kalifornien. Charlie Chaplin sagte mal, dass er mit 21 hergekommen ist, sich einmal umgedreht hat, und plötzlich war er 50.

War Ihnen klar, dass sie mit Alexis Carrington eine ikoische Rolle schafften?

Nein, und ich war gar nicht so gemein als Alexis. Ich war nur schon sehr früh in der #MeToo-Bewegung, haha!

Ryan Murphy schrieb Ihnen die Rolle für „American Horror Story“ auf den Leib. Ist es interessanter böse Frauen zu spielen?

Als Schauspieler wird immer von einem erwartet, dass man pflichtgemäß sagt, alle Rollen seien wunderbar. Das ist natürlich Unsinn. Die mit den witzigsten Dialogen sind die, in die man sich hineinbeißen kann, und die sind mir auch die liebsten. Die Rolle in „American Horror Story“ erinnert mich an Noel Coward und Maggie Smith in Downton Abbey. Sie sagt die wildesten Dinge und das ist interessant. Sie geht allen diesen Leuten auf die Nerven, weil sie ununterbrochen mit den berühmten Menschen angibt, die sie in Hollywood kennt.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Hollywood der 50er Jahre, als Sie hierher kamen?

Mein erster Film war „Land der Pharaonen“, ein Howard Hawks-Film, aber leider ein schlechter. Danach drehte ich einen Western mit Gregory Peck, „Bravados“. Ich bewunderte Gregory Peck, aber er machte mir auch Angst, weil er um einiges älter war. Und ich musste reiten in dem Film, und das war so gar nicht meins. Gregory zwang mich dazu und gab mir sogar Unterricht.

Sie haben #MeToo angesprochen. Das gab’s nicht, als Sie in diesem Business anfingen. Wie war das damals?

Wir nannten es nicht sexuelle Belästigung oder Nötigung, aber es fand dauernd statt. Und unter uns jungen Frauen sprachen wir auch darüber. Ich erinnere mich an eine Party in Gene Kellys Haus, wo ich Marilyn Monroe traf und sie sagte, „Kleine, schütze dich vor den Wölfen. Hollywood ist voll von ihnen.“ Und ich sagte, „Ich kann ganz gut mit Wölfen umgehen“, und das konnte ich auch, weil ich mit einem sehr starken Vater aufgewachsen bin, der mir sehr früh die Kunst des Knies in den männlichen Weichteilen beibrachte. Und diese Kunst beherrschte ich. Ich habe niemandem erlaubt, mich je zum Opfer zu machen.

Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken, gibt es irgendwas, was Sie anders gemacht hätten?

Nein, mit Ausnahme einiger Ehemänner vielleicht.

Sie waren fünf Mal verheiratet.

Ja, und zwei hätte ich auslassen sollen. Den ersten, weil ich 18 war und überhaupt nicht unterscheiden konnte zwischen Verknalltsein und Liebe. Und dann den Schweden, den Michael Caine den schwedischen Komiker genannt hat, weil er ungefähr so interessant war wie eine Tischplatte. Danach habe ich lange nicht geheiratet bis ich Percz traf, der die Liebe meines Lebens ist. Wir sind praktisch 24 Stunden pro Tag zusammen.

Haben Sie sich bei „Dynasty“ wirklich so schlecht mit Linda Evans vertragen, wie die Presse immer schrieb?

Sagen wir so, wir hatten nicht sehr viel gemeinsam. Zudem hatte ich die Angewohnheit bei Proben nie ganz so viel zu geben wie dann vor der Kamera. Und als ich in der Szene, in der ich ihr den Pelzmantel nachwerfe und sie aus dem Haus schmeisse, ganz laut wurde, bekam sie Angst vor mir. Danach fragte sie mich: „Hast du das wirklich so gemeint?“ Ich lachte und erwiderte: „Nein, meine Liebe, man nennt das Schauspielen.“

Was ist Ihre liebste Erinnerung an die Golden Globes?

Als ich für „Dynasty“ gewann und auf die Bühne ging und mich bei Sophia Loren bedankte. Der hatte man nämlich die Rolle der Alexis angeboten, und sie hatte abgelehnt.

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