Jennifer Rostock: Zeit für deutliche Worte

Jennifer Weist ist nebenbei Moderatorin des TV-Senders Deluxe-Music.
Nach Wien kommen Jennifer Rostock mit Power-Rock.

"Willst du ’ne Steuerpolitik, die nur dem Großverdiener nützt, dann wähl die AfD. Aber nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber."

Das sang Jennifer Weist, Frontfrau der Rock-Band Jennifer Rostock, im Herbst 2016 in einem YouTube-Video. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Clip millionenfach angeklickt. Doch nicht alle konnten mit dem bissigen Humor des Songs – gepostet kurz vor den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern – etwas anfangen. Im Internet entwickelte sich sofort ein Shitstorm. Als Aushängeschild der Band bekam Weist sogar einen Drohbrief.

Ihre Einstellung zu dem Song ist trotzdem unerschütterlich: "Wir haben mit dieser Band schon so viel Shitstorms miterlebt", erklärte Weist damals n-tv. "Ich bin immer im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, wenn ich etwas schreibe. Von daher habe ich das auch in dem Fall genau so gemeint und habe nichts davon zurückzunehmen, nur weil sich irgendwelche Leute vielleicht daran stoßen."

Geballte Faust

Die Haltung der Band, die in ihrem Sound Rock mit Hip-Hop-Einflüssen verbindet und sich seit der Gründung vor zehn Jahren gegen Rechts und für Flüchtlinge positioniert hat, ist klar definiert: Es ist Zeit für deutliche Worte!

Das praktiziert das Quintett auch auf dem jüngsten Album "Genau in diesem Ton". "Das geht weg von dem Schwermütigen, das auf den beiden Alben zuvor dominiert hat", erzählt Keyboarder Joe Walter, der nebenbei Songs für Christina Stürmer und Felix Jaehn geschrieben hat. "Diese Platte schwankt mehr zwischen Leichtfüßigkeit und geballter Faust und holt musikalisch wie inhaltlich den rebellischen Faktor nach vorne."

Deutlicher als je zuvor werden Weist und ihre Männer in Songs wie "Silikon gegen Sexismus" oder "Wir sind alle nicht von hier". In letzterem wird das Flüchtlingsthema aufgegriffen. Denn, sagt Walter: "Man kann über Zahlen und einzelne Vorfälle diskutieren. Aber am Ende des Tages geht es um die ganz einfache, naive Frage: Sind wir nicht alle gleich und nicht alle Menschenleben gleich viel wert? Und daran kann man nicht rumdiskutieren. Deswegen ist der Refrain auch ganz einfach gehalten: ,Wir teilen uns diese Erde, komm wir teilen uns noch ein Bier.‘ Genau darum geht es!"

Info

Jennifer Rostock live: 11. 2. Wien/Gasometer. Das Konzert wurde von der Arena in den Gasometer hochverlegt und ist auch dort ausverkauft.

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