Jean Reno: Zwischen Paris und Hollywood
Ganz entspannt sitzt Jean Reno am Schreibtisch in seinem New Yorker Apartment und nippt an einem Glas Wasser mit Zitrone, das neben dem Laptop steht. Der Star aus Kultfilmen wie "Nikita", "Im Rausch der Tiefe" oder "Léon – Der Profi" hat sich für die Promotion zu seinem neuen Film, der Komödie "Ein Sommer in der Provence", ausbedungen, Interviews von seinem Wohnzimmer aus via Skype zu führen.
Seit ein paar Jahren lebt der 66-Jährige mit seiner dritten Frau, dem Model Zofia Borucka, im Big Apple und fühlt sich dort sichtlich wohl. Nach Frankreich kommt er nur zum Arbeiten.
KURIER: Sie wirken sehr zufrieden. Ist es in New York angenehmer als in Paris?
Und dem Rummel, dem Sie in Frankreich ausgesetzt waren, entkommen Sie in den USA auch.
Richtig. Es ist sehr schwer, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Berühmtsein und normalem Leben. Ich habe aber schon, als ich noch in Paris war, beschlossen, mich nicht verrückt machen zu lassen und einfach die Vorteile des Ruhms zu schätzen. Im Allgemeinen sind die Leute ja sehr nett zu mir.
In Rose Boschs "Ein Sommer in der Provence" spielen Sie einen grummeligen Großvater, der durch seine Enkel seine weichen Seiten entdeckt. War es eigenartig, statt des harten Kerls der gütige Opa zu sein?
Ich habe mich in der Rolle des Großvaters – der ich ja seit Kurzem auch im echten Leben bin – recht wohl gefühlt. Es ist allerdings schon leichter, diese Rolle zu akzeptieren, wenn man nicht mehr so jung ist. Wenn man in den Fünfzigern ist, will man nicht Opa gerufen werden. Ich zumindest wollte das nicht. Aber noch was: Es war nicht leicht für mich, gegen die Kinder im Film zu bestehen. Besonders Lukas Pelissier, der den kleinen, stummen Théo spielt, war großartig. Ein tolles Kind.
Der Film spielt in den Alpilles, den Kalksteinbergen zwischen Avignon, Cavaillon und Arles. Wie sind Sie auf diese berückende Gegend gekommen?
Ich kenne die Alpilles seit den Achtzigerjahren und habe dort die Ferien verbracht. Rose Bosch, die Regisseurin, wohnt auch dort. Rund 30 Kilometer vom Drehort entfernt. Sie hat mir oft von ihren Großeltern, die in den Bergen ein Haus hatten, erzählt und von deren Olivenhainen. Da habe ich irgendwann zu ihr gesagt: Verewigen wir diese wunderbare Region doch in einem Film.
Pressen Sie, wie Ihr Film-Alter-Ego Paul, auch Ihr eigenes Olivenöl?
Ja, und es ist – in aller Bescheidenheit – von exzellenter Qualität. Ich verkaufe es auch hier in den USA. Nicht viel, aber fein. Wobei ich neidlos zugeben muss, dass das beste Olivenöl immer noch aus Spanien kommt. Vor Kurzem war ich zu Besuch in Andalusien und habe mich gewundert, wie köstlich Olivenöl schmecken kann. Einfach formidabel.
Da spricht der Feinschmecker. Als wir uns das letzte Mal trafen, gaben Sie mir das Rezept für eine Fischsuppe à la Jean mit. Kochen Sie noch immer so gern? Na sicher. Das ist eine Leidenschaft. Es ist einfach schön zu sehen, wenn es allen schmeckt und sie sich bei mir wohlfühlen. Morgen habe ich meinen nächsten großen Küchen-Auftritt. Da kommt eine Partie Freunde.
Haben Sie eigentlich noch Kontakt mit Luc Besson, dem Regisseur Ihrer größten Erfolge? Es gab ja Gerüchte, Sie hätten sich überworfen.
Nein, das stimmt nicht, wir sind noch immer gute Freunde. Wir stehen regelmäßig in Kontakt. Seinen neuen Film, "Lucy", habe ich bisher noch nicht gesehen. Aber ich habe gehört, er soll recht gut sein.
Jean Reno, geboren 1948 in Casablanca als Sohn spanischer Arbeiter, die vor dem Franquismus nach Marokko geflohen waren, wurde mit 12 Jahren auf eine Schule nach Montpellier geschickt und trat mit 19 in die französische Armee ein. Nach dem Militärdienst schlug sich Juan Moreno y Herrera mit Gelegenheitsjobs im Fernsehen und am Theater durch.
Erfolg mit Luc Besson
Mit ihm drehte Reno „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“ und „Léon – Der Profi“. In Hollywood spielte Reno unter anderem in „Mission: Impossible“ und „The Pink Panther“.
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