Jean-Louis Trintignant: Ein Schauspiel-Star, der durch Haneke legendär wurde

Großer Star des europäischen Kinos: Jean-Louis Trintignant (1930–2022)
Der große Schauspieler Jean-Louis Trintignant prägte das europäische Kino über sechs Jahrzehnte. Er starb im Alter von 91 Jahren

Der französische Schauspiel-Star Jean-Louis Trintignant prägte das europäische Kino über viele Jahrzehnte. Doch als er im Alter von 81 Jahren in Michael Hanekes Drama „Amour“ („Liebe“) zu seinem Comeback antrat, wurde er zur Legende.

In „Amour“ spielte Jean-Louis Trintignant einen Patriarchen, der seine schwerkranke Frau auf ihr Drängen hin erstickt, um ihr Leiden abzukürzen. Haneke erhielt für den Film die Goldene Palme und den Oscar – und Jean-Louis Trintignant gab umwerfende Interviews.

Er habe eigentlich gerade an Selbstmord gedacht, als Haneke ihm das Filmangebot für „Amour“ machte, erzählte er damals, 2012 in Cannes, im KURIER-Interview, salopp und mit trockenem Humor zwischen zwei Zigarettenzügen. Schließlich ließ er sich doch zu der Rolle überreden: „Es war eine wunderbare Arbeit, doch es gab auch schmerzhafte Momente – aber vielleicht bin ich ja auch Masochist.“

In jedem Fall zeigte sich Trintignant von der Zusammenarbeit mit dem österreichischen Regisseur so begeistert, dass er ihm das Versprechen abnahm, in seinem nächsten Film wieder mitspielen zu dürfen. Was er auch tat – in Hanekes „Happy End“ (2017).

Ursprünglich wollte Jean-Louis Trintignant, geboren 1930 in Piolenc, Frankreich, wo er einer Industriellenfamilie entstammte, Rennfahrer werden – „doch dafür war ich nicht geeignet“. Die Schauspielschule besuchte er angeblich nur, um seine „beinahe krankhafte Schüchternheit“ zu überwinden: „Dort stellte sich heraus, dass da mein wahres Talent liegt.“

Seinen Durchbruch erzielte Trintignant mit Roger Vadims Film „Und immer lockt das Weib“ (1956), in dem er den verklemmten Ehemann von Brigitte Bardot spielte. Zu seinen populärsten Werken aber zählt der Nouvelle-Vague-Klassiker „Ein Mann und eine Frau“ (1966) von Claude Lelouch, in dem Trintignant als verwitweter Rennfahrer auf die ebenfalls verwitwete Anouk Aimée trifft.

Bittersüß

Die bittersüße Liebesromanze schrieb Filmgeschichte, die Lelouch 2019 in seinem Nostalgie-Film „Die schönsten Jahre eines Lebens“ mit den Hauptdarstellern aufwärmte – Jean-Louis Trintignants Abschiedsrolle.

Insgesamt spielt er in über 150 Kino- und Fernsehfilmen. Er brillierte als Rächer in Sergio Corbuccis Italowestern „Leichen pflastern seinen Weg“ (1968). 1969 wurde er für seine Darstellung eines Untersuchungsrichters in Costa-Gavras „Z“ in Cannes ausgezeichnet. In den 1970er-Jahren zählte er zu den gefragtesten Schauspielern Europas. Zu seinen bekanntesten Filmen gehört Bertoluccis „Der große Irrtum“ (1970) ebenso wie „Das wilde Schaf“ (1973) mit Romy Schneider. Privat musste Jean-Louis Trintignant den Tod seiner geliebten Tochter Marie verkraften, die 2003 von ihrem Freund erschlagen wurde. Nun ist der Schauspieler im Alter von 91 Jahren gestorben. 

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