Jean Egger im Lentos: Ein Reisender – durch Länder und Stile

Jean Egger: Olivenhain am Meer bei Mondello, Sizilien, April 1924
Der Kärntner Maler (1897–1934) avancierte in wenigen Jahren zu einem der bedeutendsten Maler der Zwischenkriegszeit. Das Lentos in Linz widmet sich seinen hierzulande lange vernachlässigten Arbeiten.

Schnell. Intensiv. Und revolutionär. So könnte man verkürzt das Leben von Jean Egger zusammenfassen. Der als Hans Egger 1897 in Hüttenberg in Kärnten geborene Maler verließ für damalige Verhältnisse relativ früh seine Heimat, um in nur wenigen Jahren zu einem der bedeutendsten Künstler der Zwischenkriegszeit aufzusteigen. Während in Frankreich seine Arbeiten beklatscht und gekauft wurden, interessierte sich in Österreich kaum jemand dafür. Oder besser gesagt: Eggers Bilder wurden hierzulande sogar lange Zeit negativ zensiert. Nachzulesen ist das in Textenpassagen aus alten Zeitungsartikeln, die die Ausstellung im Linzer Kunstmuseum Lentos begleiten.

Jean Egger im Lentos: Ein Reisender – durch Länder und Stile

„Porträt eines Jünglings“ ist ein Selbstporträt, das der Maler 1927 angefertigt hat.

Für „Jean Egger – Revolutionär der modernen Malerei“ hat die Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus in rund eineinhalb Jahren 200 Gemälde zusammengetragen. Viele davon befinden sich im Privatbesitz – ein wesentlicher Teil ist etwa im Besitz der Tiroler Galerie Maier. „Wir haben auch in der Kärntner Ausgabe der Kleinen Zeitung einen Aufruf geschalten, wo sich dann auch einige Menschen bei uns gemeldet haben“, sagt die Kuratorin. Es sei auch davon auszugehen, dass sich außerhalb Österreichs noch weitere Arbeiten von Egger befinden, denn der Maler war ein Getriebener, ständig auf Reisen.

Glühend bunte Farben

Jean Egger im Lentos: Ein Reisender – durch Länder und Stile

„Rotes Haus hinter Bäumen (Schweden)“ – aus dem Jahr 1930
 

Anfangs vor allem mit seinem Freund, dem Verlegersohn Arne Bjornson-Langen, den er im Rahmen seines Studiums in München kennenlernte. Gemeinsam ging es zuerst nach Norwegen, wo er sich mit Edvard Munch traf, danach nach Holland (auf den Spuren von Vincent van Gogh) und Sizilien, wo er einen künstlerischen Durchbruch zum Expressionismus vollzog. Verstärkt nahm er den Pinsel nicht mehr nur zum Malen, sondern zeichnete auch damit: Landschaftsbilder mit glühend bunten Farben in fauvistischer Manier. Damit erinnern sie an Henri Matisses „Landschaft bei Collioure“ (1905). Zurück am europäischen Festland ging es nach Paris, wo der zerbrechlich wirkende Künstler relativ schnell mit wichtigen Playern aus Kunst und Politik in Kontakt kam. Ab 1926 stellt er seine Bilder regelmäßig in renommierten Pariser Kunstsalons aus.

Die noch bis 7. Mai im Lentos laufende Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum Moderner Kunst in Kärnten, wo sie im Sommer ebenfalls gezeigt werden soll. Der Großteil der gezeigten Werke sind Landschaftsbilder in unterschiedlichen Stadien von Eggers Expressionismus sowie Porträts – die meisten davon zeigen seine Lebensgefährtin Signe Wallin.

Die Schau gliedert Eggers künstlerische Entwicklung nach geografischen Stationen, die mit verschiedenen Wandfarben kenntlich gemacht werden. Dem Maler blieben nur knapp zehn Jahre, um seine künstlerische Sprache zu entwickeln – wohin sie noch geführt hätte, könne man sich nur selbst ausmalen, wie die Kuratorin sagt, denn Egger starb im Alter von 37 Jahren an seinem langjährigen Lungenleiden.

Jean Egger im Lentos: Ein Reisender – durch Länder und Stile

Eines der zahlreichen Porträts seiner Lebensgefährtin Signe Wallin, 1927 

Kommentare