Jake Gyllenhaal: Extremist am Everest

Jake Gyllenhaal als Extrembergsteiger Scott Fischer: "Everest 3D"
In "Everest 3D" besteigt US-Schauspieler Jake Gyllenhaal den höchsten Berg der Welt.

Jake Gyllenhaal ist Hollywoods neuer Mann fürs Extreme. Um in einer Rolle zu überzeugen, geht der 34-jährige US-Schauspieler an die eigenen Leistungsgrenzen. Er hungerte sich zum Skelett herunter, als er einen Sensationsreporter in "Nightcrawler" (2011) verkörperte. Trainierte eisern seine Sit-Ups, um als Profi-Boxer in "Southpaw" fit zu sein. Und für "Everest 3D", dem Bergsteigerdrama des Isländers Baltasar Kormákur (ab Donnerstag im Kino), stieg er beherzt in die Kältekammer, in der die knapp 9000 Meter Seehöhe des Mount Everest simuliert wurden. Die Dreharbeiten fanden dann in den eisigen Dolomiten und am Mount Everest statt.

"Everest 3D" basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1996, als eine Gruppe von Bergsteigern von einem Unwettereinbruch überrascht wurde und acht Mitglieder ihr Leben verloren. Jake Gyllenhaal spielt den amerikanischen Extrembergsteiger und Expeditionsleiter Scott Fischer, der mit dem neuseeländischen Bergführer Rob Hall (Jason Clarke) während des schwierigen Aufstiegs kooperiert.

KURIER: Mister Gyllenhaal, Sie spielen eine Rolle nach der anderen, die extremen Körpereinsatz fordert. Ist das Zufall oder quälen Sie sich gerne selbst?

Jake Gyllenhaal: Es stimmt, ich habe in letzter Zeit Möglichkeiten wahrgenommen, sehr interessante Figuren zu spielen . Alle diese Charaktere haben eine besondere Art der Disziplin von mir verlangt: Für manche musste ich mich innerlich stark verändern, für andere äußerlich. Das ist meine Arbeit, und ich liebe es. Aber es geht mir darum, meine Figur in eine Geschichte einzupassen. Ich hege keinerlei Faszination dafür, mich selbst zu verletzen. Schmerz kann manchmal eine wichtige Erfahrung sein, aber ich persönlich glaube an Glück und Freude.

Inwieweit ist körperliche Vorbereitung – etwa Trainieren in der Kälte – wichtig, um eine Person darzustellen?Ich empfinde diese Art der Vorbereitung als das Beste überhaupt. Die Fähigkeit, die man in sich selbst trägt, um eine Figur darzustellen, ist eine andere Sache. Aber die Möglichkeit, andere Erdteile zu besuchen und von echten Menschen und ihrer täglichen Arbeit zu lernen, finde ich schlichtweg fantastisch. Ich nütze jede Gelegenheit dazu, die es gibt, und ich liebe es, Monate lang in diese Vorbereitungen einzutauchen. Das sind dann auch die Erfahrungen, die man für das eigene Leben mit nimmt. Man entwickelt Respekt für die Menschen draußen in der Welt. Das ist überhaupt das Wunderbare an der Kunst: Durch sie kann man Empathie für andere herstellen, wenn man es nur zulässt.

Können Sie den Wunsch der Bergsteiger nach einer derartigen Extremerfahrung nachvollziehen?

In gewisser Weise bekommt die Bezwingung des Berges metaphorische Bedeutung: Ich kenne diese stolzen Momente aus meinem eigenen Leben – wo man etwas geschafft hat, was einem davor unmöglich schien. Und es liegt etwas Faszinierendes darin, sich selbst über die Grenze zu pushen. Extrembergsteiger wie Rob Hall oder Scott Fischer haben das immer wieder geschafft. Sie empfinden tiefen Respekt für die Natur – und dann gibt es diesen Moment, wo sie einfach wissen: Es ist vorbei. Ich habe verloren.

Regisseur Kormákur meinte, er wollte Sie im Ensemble, weil Sie eine andere Energie mitbringen. Was meinte er?

Ich glaube, meine Figur, Scott Walker, war ein Extrembergsteiger, der sich nicht von Angst abhalten ließ. Viele hielten ihn für waghalsig, aber ich glaube, er war ein sehr spiritueller Kletterer. Und er bildet den Gegenpol zu Jason Clarkes Figur, Rob Hall. Ich brauchte beim Spielen nur auf Jason zu reagieren, konnte mich zurück lehnen und chillen. Außerdem ist Scott Fischer derjenige, der alle immer wieder daran erinnert, wie wunderbar und schön es eigentlich auf dem Mount Everest ist. Trotz aller tödlichen Gefahren.

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