"Italien um 1900": Eine Reise durch die Vergangenheit

Der Lago di Garda um 1900.
Italien ist und bleibt ein Sehnsuchtsort. Wie das Land um 1900 ausgesehen hat, zeigen Hunderte Photochromdrucke und Fotos, die der Sammler Marc Walter zusammengetragen hat.

Blättert man sich (am besten mit einem Glas italienischen Rotwein in der Hand) durch den opulenten Bildband "Italien um 1900", traut man seinen Augen nicht: Keine Touristenmassen in Venedig, keine Schlangen vor dem Dogenpalast, keine Autos oder Reisebusse weit und breit. Von "Urlaub in Italien" und dem immer wieder gerne zitierten "Dolce Vita" war Ende des 19. Jahrhunderts noch keine Rede.

Stattdessen sieht man ein karges, raues, bäuerliches Italien. Auf den 580 Seiten präsentiert einem dieser Bildband ein Landschafts- und Gesellschaftsbild, das mit dem heutigen nur noch wenig gemeinsam hat; ein Italien, das noch weit entfernt ist vom sonnigen Traumland, in dem Zitronen blühen und die Stranieri (aus dem Norden) Gelato schleckend an den schönsten Stränden ihren Urlaub verbringen.

"Italien um 1900": Eine Reise durch die Vergangenheit

Neapolitanische Wäscherin, um 1900

Die zahlreichen Abbildungen im Buch dokumentieren aber auch die Entwicklung der Fotografie, lassen den Beobachter in Zeiten blicken, in denen zum Beispiel in Neapel noch auf offener Straße gekocht, gegessen und Wäsche gewaschen wurde.  

Schwelle zur Moderne

Wer das Land in all seiner noch rohen, noch nicht industrialisierten Pracht und Grandezza sehen möchte, der wird mit den Bildern und Aufnahmen des Bildbandes "Italien um 1900" aus dem Hause Taschen seine Freude haben. Es offenbart sich darin ein Italien, das an der Schwelle zur Moderne steht und doch noch einen jahrhundertealten Traum zu träumen scheint. "Die Bilder führen den Betrachter zu den Ursprüngen des fotografischen Italienbildes und lassen Narrative und Mythen deutlich werden, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und unsere kollektiven Vorstellungen bis heute prägen", steht im Pressetext. 

"Italien um 1900": Eine Reise durch die Vergangenheit

Rom, Blick auf den westlichen Teil des Forums von Osten

Konzipiert hat das Buch der Fotograf und Sammler Marc Walter: Er hat dafür Hunderte Photochromdrucke und handkolorierte Schwarz-Weiß-Fotos zusammengetragen, die einem einen großen Gusto machen: Am liebsten würde man sofort in den Zug, ins Auto oder in einen Flieger steigen, um so schnell wie möglich ans Ziel, nach Italien zu gelangen. 

"Italy 1900. A Portrait in Color": Herausgegeben von Marc Walter, Giovanni Fanelli und Sabine Arqué. Taschen Verlag. Dreisprachig (dt. engl., französ.). 580 Seiten, 60 €. Mehr auf www.taschen.com.

"Italien um 1900": Eine Reise durch die Vergangenheit

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