Isabella Rossellinis fulminante Bestattung für einen Pelzmantel
Der Hollywoodstar triumphierte mit der One-Woman-Show „Darwin“s Smile“ im Landestheater NÖ in St. Pölten
04.02.24, 13:50
Von Susanne Zobl
Aufführungen von den größten Theaterleuten, wie Claus Peymann, Frank Castorf, Christoph Marthaler, um nur einige zu nennen, sind in der Intendanz von Marie Rötzer am Landestheater NÖ Standard. Für zwei Vorstellungen holte sie nun gar Hollywood in ihr kleines Haus in St. Pölten. Repräsentiert wurde die „Traumfabrik“ von Isabella Rossellini.
Die Tochter der Schauspielerin Ingrid Bergman und des Regisseurs Roberto Rossellini verbindet in ihrer kompakten One-Woman-Show „Darwin's Smile“ in kurzweiligen 70 Minuten ihre Profession und ihre Passion. Letztere ist ihre Liebe zu Tieren und die Erforschung von deren Verhalten. Anhand von Charles Darwins Theorien erkundet Rossellini das Leben von Pfauen, Schimpansen, Schnecken und Hühnern.
Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie weiß, wovon sie spricht. In vorgerückten Jahren absolvierte der Star aus David Lynchs „Blue Velvet“ neben der Schauspielerei ein Studium der Biologie und betreibt selbst einen Hühnerhof auf Long Island.
Ein Fels, eine Kamera, die sie für Projektionen eigener, uneitler Nahaufnahmen nutzt und eine Leinwand reichen Regisseurin Murielle Mayette-Holtz, um die charismatische Darstellerin ideal in Szene zu setzen. Mit angerauter Stimme gibt sie zu Beginn eine Verlassene, die sich nach ihrem Ex sehnt. Eine neue Version von „Ariadne auf Naxos“? Nein, eine echte Rossellini, wahrhaftig in Person und Text. Den hat sie sich selbst auf den Leib geschrieben.
Die Schauspielerin spart nicht mit Selbstironie, wenn sie die zu Beginn Posen der Kolleginnen aus der Stummfilm-Ära erklärt. Die Bühne betritt sie wie eine Predigerin im weiten Mantel, wechselt in ein Affenkostüm und wandelt sich im schwarzen Anzug zur barfüßigen Schauspiel-Biologie-Dozentin.
Die ersten Bravos verbucht Rossellini, als sie davon erzählt, wie sie von ihrer Mutter zum 18. Geburtstag einen Nerzmantel bekam, den sie dann selbstverständlich nicht trug, sondern bestattete, wie es sich für die armen Tiere gehört. Fulminant changiert sie zwischen Emotionen, parliert zuweilen mit einem Hauch von italienischem Akzent, führt mit Verve vor, wie man Gefühle vor der Kamera vermittelt und agiert mit einer wohldosierten Portion trockenen Humors, wenn sie Parallelen zwischen der Darstellungskunst und der Verhaltensforschung zieht.
Hollywood-Geschichten
Rossellini weiß, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht erhält. Am besten mit Geschichten aus Hollywood, noch besser über einen der bekanntesten Filme, von „Casablanca“, die sie von ihrer Mutter Ingrid Bergman kennt. Etwa, dass während des Drehs nicht geklärt war, wen Ilsa (Bergman) lieben sollte, Rick (Humphrey Bogart) oder ihren Mann, den Widerstandskämpfer Victor László (Paul Henreid). Standing Ovations!
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