Iron Maiden in Wiener Neustadt: Du bist ein Dämon-Samurai

Iron Maiden in Wiener Neustadt: Du bist ein Dämon-Samurai
Trommelfell aus Stahl: Die Metal-Legenden bliesen 25.000 Besuchern die Ohren durch.

Heavy Metal ist jene Kunstform, in der ein Mann noch daran gemessen wird, wie eng die Hosen sind, in die er sich füllen kann, wie lang sein den Jahren trotzendes Haupthaar gen Erdmittelpunkt sprießt, wie laut der Lärm ist, den er mit seiner Gitarre erzeugen kann.

Nach zwei Minuten Iron-Maiden-Konzert weiß der staatlich geprüfte Metal-Fan: Alles in Ordnung. Hosen: Check. Haare: Check. Lautstärke: Check, check, check!

Iron Maiden - die vielleicht wichtigste aller Metal-Bands (deutlich mehr als 100 Millionen verkaufte Tonträger) - befindet sich fast 50 Jahre nach der Gründung am Höhepunkt ihrer Fähigkeiten, man muss es respektvoll zur Kenntnis nehmen. Die Show vor 25.000 Besuchern im Stadion von Wiener Neustadt (die Drängerei ist furchteinflößend) beginnt mit drei Stücken vom aktuellen Album "Senjutsu": Dem Titelsong, "Stratego" und "The Writing On The Wall". Der Sound ist brüllend laut, aber transparent, die Band spielfreudig, Sänger Bruce Dickinson, live immer eine Mischung aus Krawattl-Tenor und Feuerwehrsirene, bestens bei Stimme.

Leuchtende Augen

Die neuen Stücke - nicht jede Band kann das behaupten - machen live gehörig Druck, die Bühne zeigt passend zum Albumthema japanische Pagoden und andere Gebäude. Band-Schmunzelmonster Eddie darf gleich zu Beginn erstmals mit den leuchtenden Augen rollen, er ist diesmal ein untoter japanischer Krieger. (Fans der TV-Serie "Two And A Half Men" fühlen sich sofort erinnert an "Vorbei, vorbei, du bist ein Dämon-Samurai".)

Nach drei Songs wird tatsächlich umgebaut, die Bühne verwandelt sich in einen gotischen Kirchenraum (der Metal mag ja das Sakrale). Nun beginnt der in dieser Musikrichtung enorm wichtige Nostalgie-Teil.

Iron Maiden in Wiener Neustadt: Du bist ein Dämon-Samurai

Bei "Revelations" wird es düster. Danach dürfen die Fans bei "Blood Brothers" im Walzertakt schunkeln - wer sagt, dass Metal keine Schlager-Qualitäten hat? Bei "The Sign Of The Cross" - ein Stück aus der sonst eher dem Vergessen anheim fallenden Bandphase mit Zwischendurch-Sänger Blaze Bayley - gibt es leuchtende Kreuze und Mönchsgesänge.  Mit "Flight Of Icarus" wird das Tempo angezogen, eine Icarus-Figur darf die Flügel spreizen.

Nachtwächter

"Fear Of The Dark" ist dann unvermeidlich, Bruce Dickinson wandelt als Nachtwächter des Todes mit Pestmaske durchs Unterholz, während Wiener Neustadt die großen Fanchöre anstimmt. Bei "Hallowed Be Thy Name" baumelt der Galgenstrick, und Bruce ruft wie immer "Scream for me, Austria!", "The Number Of The Beast" beschwört die Apokalypse, "Iron Maiden" beschließt mit der Bandsignation den offiziellen Teil.

Iron Maiden in Wiener Neustadt: Du bist ein Dämon-Samurai

Flagge

Im Zugabenteil darf Eddie bei "The Trooper" mit Bruce Dickinson ein Fechtduell austragen, die österreichische Fahne wird geschwenkt. Es folgen noch das eher längliche "The Clansman", der Hit "Run To The Hills" und die Kampfpiloten-Hymne "Aces High".

Fazit: Eine großartige, erstklassig gespielte und gesungene, fast zwei Stunden dauernde Metal-Show. Wer danach keinen Tinnitus hatte, hat ein Trommelfell aus Stahl.

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