"Iowa“: Ein irrwitziger Ausflug in die Prärie als grelle Revue

"Iowa“: Ein irrwitziger Ausflug in die Prärie als grelle Revue
Mira Stadler hat am Landestheater in St. Pölten Stefanie Sargnagels Roman „Iowa“ dramatisiert - als harmlose Unterhaltung

Joachim Meyerhoff hatte es einst, als Reagan Präsident war, an die Highschool von Laramie, einem Nest in Wyoming, verschlagen; und Stefanie Sargnagel verschlug es 2022, als sich viele wieder Trump wünschten, nach Grinell, einem Nest im ebenfalls dünn besiedelten Iowa, um am dortigen Elitecollege kreatives Schreiben zu lehren. Man wird schwerlich behaupten können, dass ihr autofiktionaler Roman „Iowa“ einen komplexen Aufbau hat: Die Wiener Schriftstellerin und Cartoonistin erzählt nach einem Eingangskapitel straight und durchaus unterhaltsam von dem irrwitzigen „Ausflug nach Amerika“, den sie mit der Musikerin Christiane Rösinger (von den Lassie Singers) unternahm.

Regisseurin Mira Stadler hat diesen nun für das Landestheater St. Pölten dramatisiert und nochmals simplifiziert. Um 300 Seiten auf 100 Minuten zu verdichten, strich sie gleich einmal den Anfang und das Ende – abgesehen vom Satz, dass Christiane 62 sei, auch wenn sie darauf bestehe, wie 54 auszusehen.

Der besondere Gag des Buchs – alle zehn Seiten gibt es ergänzende oder korrigierende Fußnoten von Rösinger – geht in der Uraufführung verloren. Stadler hat die typografisch hervorgehobenen Anmerkungen eher unkenntlich eingebaut. Und sie hat leider nicht das Rowohlt-Lektorat korrigiert. Daher heißt es Piefkinesisch: „Ich soll in einem College unterrichten, obwohl ich selbst nicht mal Abitur habe.“ Ansonsten ist die Fassung solide, gespickt mit Bonmots: „Vielleicht sollte ich mir ADHS diagnostizieren lassen, das machen gerade alle Kreativen.“

Betont hässlich

Dargebracht wird der Erlebnisbericht in der Theaterwerkstatt so, wie man das heute eben macht: Vier Personen in grellen Kostümen und mit gackerlgelben Perücken (eine erinnert an Dolly Parton) rennen wie aufgescheuchte Hühner durch das betont hässliche Holzimitat-Saloon-Ambiente (von Jenny Schleif) und geben abwechselnd, immer dem Publikum zugewandt, die Steffi.

"Iowa“: Ein irrwitziger Ausflug in die Prärie als grelle Revue

Unter Cowboys in Rabbitt's Tavern: "Iowa"

Nebenbei schlüpfen Laura Laufenberg, Doris Hindinger, Tobias Artner und Julian Tzschentke voll Enthusiasmus in viele andere Figuren. Sie bewegen sich in Zeitlupe, machen Schabernack und schauen entgeistert, sie tanzen zu „Texas Hold ’Em“ von Beyoncé und singen „Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht“. Auch Ennio Morricone darf nicht fehlen. Und dann ist die Revue urplötzlich aus: „Das war Iowa.“ Nette, harmlose Konfektionsware.

Kommentare