„Black Friday for Future“ (derzeit im Kino) heißt die neue französische Komödie der Regisseure Éric Toledano und Olivier Nakache, dem Erfolgsduo hinter dem Hit-Film „Ziemlich beste Freunde“.
Toledano und Nakache haben ein Händchen für großes Publikum. Ihre Filme sind kleine Blockbuster-Komödien, denen sie sozialpolitische Themen untermischen: „Wir wollen, dass unsere Filme von möglichst vielen Menschen gesehen werden und trotzen von echten Problemen erzählen“, sagt Éric Toledano im KURIER-Gespräch: „Wir bekennen uns zum populären Kino. Natürlich könnten wir über dasselbe Thema auch ein Drama drehen, aber wir bevorzugen die Komödie.“
Zum ersten komischen Zusammenprall kommt es in „Black Friday for Future“ gleich in den ersten Szenen: Eine wilde Meute rabattsüchtiger Kunden lauert am Black Friday vor der Eingangstür eines Geschäfts für Unterhaltungselektronik auf den Einlass. Die Menge kann es nicht fassen, als plötzlich eine Gruppe von Umweltaktivisten auftaucht und mit konsumkritischen Slogans die Eingänge blockiert.
Kaufwut trifft auf Konsumkritik: „Die Idee zu diesem Film kam uns während COVID“, erinnert sich Olivier Nakache: „Das Leben war wie auf die Pausentaste gedrückt. Alle Geschäfte waren geschlossen, die Flugzeuge blieben am Boden, die Stadt stand still. Und es stellte sich die Frage: Wie konnte das alles passieren? Haben wir die Erde mit unserem Konsumverhalten zu sehr ausgebeutet? Was können wir nach der Pandemie anders machen? Aber danach ging alles weiter wie bisher. Und wir als Künstler wollen die Leute an ihre guten Vorsätze erinnern.“
So kam es zu der Idee, eine Momentaufnahme vor der Pandemie zu machen und zwei extrem unterschiedliche Welten aufeinanderprallen zu lassen: Zum einen die Habenichtse Albert und Bruno, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, nun in der tiefen Schuldenkrise sitzen und sich keine Wohnung mehr leisten können. Zum anderen die Umweltaktivisten – allen voran die Anführerin namens Cactus – die auf maximale Konsumreduktion setzen und in ihren leeren Apartments auf dem Fußboden hocken.
Klimaschutz-Komödie
Natürlich machen sich Toledano und Nakache auch über die manchmal etwas übereifrigen Klimaschützer lustig. Aber während man hierzulande Umweltaktivisten und ihre Störaktionen mit politisch drohenden Untertönen verhandelt, werden sie in „Black Friday for Future“ letztlich durchwegs positiv dargestellt.
Sind die Franzosen schon reif für eine Komödie über Klimaaktivismus?
„Das ist die große Herausforderung“, räumt Éric Toledano ein: „Natürlich gibt es auch in Frankreich genügend Leute, denen Störaktionen schnell zu militant sind und die über alles schimpfen. Aber ganz so schlimm ist es noch nicht. Und wir wollten in erster Linie eine Komödie über Anliegen machen, die uns selbst bewegen. Außerdem wollten wir etwas zeigen, was man im Kino noch kaum gesehen hat: Denn wie viele Filme gibt es über Umweltaktivismus?“
Die beiden Regisseure interessierten sich vor allem für die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion (deutsch: Rebellion gegen das Aussterben, Anm.), die auf gewaltfreie Protestaktionen setzt. Sie begleiteten die Aktivisten und Aktivistinnen, gaben ihnen das Drehbuch zu lesen und fragten sie schließlich, ob sie nicht in dem Film mitspielen wollten. Und tatsächlich: „Die meisten jungen Leute, die die Hauptdarstellerin Noémie Merlant umgeben, sind ,echte’ Aktivisten.“
Nicht nur Radikale
Zudem sehen sie den Zusammenschluss von (politischen) Gruppen nicht ausschließlich ideologisch motiviert, sagt Olivier Nakache: „Gruppen haben auch eine soziale Aufgabe. Wir wollten nicht nur radikale Aktivisten porträtieren. Viele kommen aus der Provinz nach Paris, sind ein bisschen verloren, ein bisschen an den Klimafragen interessiert und machen dann mit. Da steckt nicht immer nur Ideologie dahinter, wenn man sich für eine Bewegung oder für eine Idee engagiert. Auch das wollten wir sagen: Es gibt Leute, die wollen ihre Haut retten, die anderen wollen die Welt retten, und manchmal will man beides zusammen und rettet am Ende sich selbst.“
Zum filmischen Vorbild nahmen sich die Franzosen die italienischen Komödien der 50er-, 60er- und 70er-Jahre wie etwa von Dino Risi, der von Èric Toledano sinngemäß zitiert wird: „Das Licht im Kino fällt auf das Publikum, aber es sagt ihm nicht, was es denken soll. Doch das Licht ist da und regt vielleicht zum Nachdenken an. Auch wir haben keine ,Botschaft‘. Wir sind Künstler und wir wollen Fragen stellen.“
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