KURIER: Herr Costner, Sie kommen immer wieder auf das Western-Genre zurück. Waren Sie in Ihrem früheren Leben Cowboy?
Kevin Costner: Nein! (lacht) Ganz ehrlich: In Wahrheit gefallen mir nur sehr wenige Cowboyfilme. Das war schon als Kind so. Ein Film, der mir aber damals die Augen geöffnet hat, war „Das war der Wilde Westen“ (1962) von John Ford. Er zeigte die Landschaft ganz authentisch, und ich habe die Echtheit gespürt. Aber die meisten Western sind viel zu simpel. Die Kostüme sind nicht akkurat, die Einheimischen falsch dargestellt, und Frauen spielen eine untergeordnete Rolle. Der Westen ist ein Ort, über den komplexere Geschichten erzählt werden müssen. Es war ein schwieriges Gebiet, das von Leuten besiedelt wurde, die keine Ahnung von der Landschaft hatten und auf Menschen stießen, die sie dort nicht haben wollten. Auch genügend böse Menschen kamen in den Westen und haben sich ihre eigenen Gesetze zurechtgezimmert. Manchen mag mein Stil in „Horizon“ nicht gefallen, aber mir gefällt er.
Sie sind dafür bekannt, dass Sie für Filme, die Ihnen am Herzen liegen, finanziell viel riskieren.
Für diesen Film habe ich am allermeisten riskiert.
Woher kommt dieser Drang?
Ich weiß es nicht. Ich bin eigentlich niemand, der gerne verliert. Und ich will mich auch nicht wie ein Narr verhalten. Aber ich glaube ganz stark an meine Filme und daran, dass sie auch ein Leben nach dem ersten Wochenende im Kino haben und schlechte Kritiken aushalten. Ich glaube immer noch an die Magie des Kinoerlebnisses. „Horizon“ ist kein Streamingfilm. Es ist ein Film für das große Kino, das ich liebe. Haben Sie gesehen, wie schnell die Pferde laufen? Seit 100 Jahren sind sie nicht mehr so schnell gelaufen – und ich liebe es, daran teilzuhaben.
Ist das Filmemachen nach all den Jahren leichter geworden?
Nein, es fühlt sich keineswegs leichter an. Es ist einfach immer ein Kampf. Ich wollte einen kleinen Film über Rassismus mit dem Titel „Black or White“ drehen. Kein Mensch hat sich dafür gefunden, also habe ich selbst das Geld auf den Tisch gelegt. Und was ist passiert? (Hält sich eine imaginäre Pistole an die Schläfe und drückt ab). Keine Ahnung, warum ich immer wieder diese Risiken eingehe (lacht). Aber ich besitze viel mehr in meinem Leben, als ich mir jemals erträumt habe. Ich komme aus einem sehr konservativen Elternhaus. Mir ist mehr zugeflogen, als ich für möglich gehalten hätte, und ich habe mir schöne Dinge angeschafft. Aber es ist nicht so, dass ich mich nicht auch wieder von ihnen trennen könnte, wenn ich das Gefühl habe, ich möchte eine Geschichte erzählen, die ich selbst gerne im Kino sehen würde. Insofern ist meine Strategie nicht sonderlich kompliziert: Ich drehe Filme, von denen ich glaube, dass man sie gerne sehen möchte. Ich erzähle sie mit größtmöglicher Menschlichkeit. Wenn Gewalt gezeigt werden muss, zeige ich sie möglichst hässlich. Und wenn jemand stirbt, sollten die Menschen im Publikum etwas spüren.
Hatte man es früher als Regisseur leichter?
Nein, den Kampf gab es immer. „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde von den Filmstudios zwei Mal abgelehnt – weil ich keine Erfahrung als Regisseur hatte. Ich habe eine tolle Karriere und konnte sehr viele verschiedene Filme machen – Komödien, Politthriller, Sportfilme etc. – worauf immer ich auch Lust hatte. Aber wenn ich etwas tun wollte, das mir wirklich ein persönliches Anliegen war, wurde es manchmal sehr schwierig.
Mögen Sie diese Herausforderungen?
Nein, mag ich nicht. Aber ich bin bereit, den Kampf aufzunehmen, um mich nicht selbst zu verlieren. Ich hätte sehr gern weniger Drama in meinem Leben, aber ich habe auch keine Angst vor der Auseinandersetzung. Ich vertraue meinem eigenen Geschmack. Und ich kenne den Unterschied zwischen Gut und Durchschnitt. Ich weiß, dass „Horizon“ wirklich gut ist. Wird es ein großer Hit werden? Das weiß ich nicht. Aber ich bin von meinem Film überzeugt. Und das macht den Unterschied. Das treibt mich an. Einen Hit kann man nicht vorhersagen.
Wie aufwendig war der Dreh von „Horizon“?
Nur damit Sie eine Ahnung von den schwierigen Arbeitsbedingungen haben: Für „Der mit dem Wolf tanzt“ hatte ich 106 Drehtage, für „Horizon“ 52. Und dieser Film ist viel aufwendiger als der andere. Ich musste jeden Trick anwenden, den ich im Laufe meiner Karriere gelernt habe. Und ja, ich habe eigenes Geld verwendet, sogar viel mehr, als überall berichtet wird. Klar würde ich das Geld gerne wieder zurückverdienen. Aber wenn mir morgen etwas passiert, wissen meine Kinder genau, wer ich bin und was ich in meinem Leben getan habe. Ich bin nicht wahnsinnig klug und war auch nicht sehr gut in der Schule. Aber ich habe meinen Weg im Leben gefunden.
Letzte Frage: Was denken Sie über die kommenden US-Wahlen?
Ich sage Ihnen was: Ich wäre sehr froh, wenn mehr Leute zur Wahl gehen, denn dann bekommen wir, was immer wir verdienen. Andernfalls würde ich mir große Sorgen machen.
Kommentare