Politisch korrekt und woke? "Das treibt absurde Blüten"

Ingried Brugger
Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger findet manche Debatten im Kunstbetrieb "lächerlich" und war überrascht über die negative Sicht auf den "alten weißen Maler" Gauguin.

Ingried Brugger hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Begriff „Muse“, der ihr auch selbst manchmal zugeschrieben worden ist. Was sie am Kunstbetrieb aufregt, und welche Bilder schwer aufzutreiben sind.

KURIER: In der Kunst wird sehr viel über Wokeness diskutiert und gestritten. Sind wir jetzt alle überkorrekt, fad und brav geworden?

Ingried Brugger: Ja, das sind wir. Und natürlich ist die ganze Debatte gleichzeitig zu kurz und zu weit gegriffen. Manches finde ich so lächerlich, dass ich eigentlich gar nicht mehr darüber sprechen will. Zum Beispiel, dass ernsthaft diskutiert wird, ein Bild von William Turner abzuhängen, weil eine Dampflok abgebildet ist. Das treibt absurde Blüten. Andererseits geht es heute wirklich nicht mehr, zehn nackte Frauen einfach so an die Wand zu hängen. Man muss erklären, wo, wie und warum diese Bilder entstanden sind.

Also auf Neudeutsch: kontextualisieren.

Ja genau. Wobei das auch deshalb so schwierig ist, weil das Bewusstsein für historische Dimensionen verloren gegangen ist. Es geht um die Bereitschaft und um die Bildung, Dinge auch vor diesen Hintergründen zu betrachten.

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