Schrecklich, witzig und klug

In den Stollen zu erleben: verschiedene Vorstellungen von der Hölle. Im Bild: Carina Thesak als Nonne
"Inferno. Nachrichten aus der Hölle" in den Luftschutzstollen Mödling.

Was ist die Hölle? Ein Ort, wo sündige Seelen in heißem Öl frittiert und von schwefelig riechenden Teufeln mit Dreizacken in den Popsch gepiekst werden – wie Theologen früherer Jahrhunderte zu wenig braven Gläubigen einreden wollten?

Oder ein Ort eisiger Kälte, der absoluten Abwesenheit göttlicher und menschlicher Liebe?

Oder doch eine Skihütte mit Hundert Schwerstbesoffenen, die Gabalier grölen?

Und wozu brauchen wir überhaupt eine Vorstellung eines höllischen Jenseits, wenn wir Menschen doch so begabt darin sind, uns das Diesseits zur Hölle zu machen?

All diese Fragen passen perfekt in die Mödlinger Luftschutzstollen, wo das Team um Theater-Scala-Intendant Bruno Max seit Jahren jeden Sommer großartiges "Theater im Bunker" macht.

Stationentheater

Schrecklich, witzig und klug
Theater zum Fürchten/ "Inferno"/Mödling August 2014

Die neue Produktion – "Inferno. Nachrichten aus der Hölle" – ist wie immer als Stationentheater aufgebaut. Gleich beim Eingang in das Stollensystem wird einem mit Dante beschieden, alle Hoffnung fahren zu lassen.

Die Inszenierung – mit mehr als 50 Darstellern umgesetzt, die im 15-Minuten-Takt für die verschiedenen Besuchergruppen spielen – ist eine Mischung aus Theater, Theologie-Proseminar und Geisterbahn. Eine – wie immer bei Bruno Max – sehr geschickt gebaute Mischung aus klugen und auch erschreckenden Gedanken und geschmeidiger Unterhaltung. Dadurch erlebt man eine eindrückliche Abfolge von Erschütterung und erleichterndem Lachen.

Am Anfang und Ende des Weges steht logischerweise Dantes "Inferno", die Visionen des Dichters von der Unterwelt. Mit dem Fährmann Charon überqueren die Besucher den Fluss Styx, während Orpheus "Don’t Pay The Ferryman" von Chris De Burgh singt.

Wir erleben die Höllenvorstellungen verschiedener Religionen und Autoren.

Es gibt sehr witzige Szenen (wie einen Originalchat aus dem Internet, eine Choreografie an Höllenstrafen und echte Arbeiten von Studenten über die Physik der Hölle), aber auch Schockierendes, wie die Aufzeichnungen eines KZ-Häftlings über den Massenmörder Amon Göth.

Achtung: Unbedingt Jacken mitnehmen, in der Stollen-Hölle ist es ziemlich kalt.

Info: Vorstellungen 14.–16., 21.–23., 28.–30. 8. sowie 4.–6. 9.; gestaffelte Beginnzeiten: 18.30 bis 21.15 Uhr. Reservierung: 01/5442070, www.theaterzumfuerchten.at

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