Vertanzte Polyamorie - und explizite Szenen aus dem Sexleben

Vertanzte Polyamorie - und explizite Szenen aus dem Sexleben
Die eher misslungene Uraufführung von Christine Gaiggs „polymono“ bei ImPulsTanz in der Künstlerhaus Factory

Von: Silvia Kargl

In der Uraufführung von „polymono“ bei ImPulsTanz in der Künstlerhaus Factory überschreitet die Choreografin Christine Gaigg Grenzen – diesmal weitgehend jene des „guten Geschmacks“. 

Seit einem Jahrzehnt beschäftigt sie sich in mehreren Stücken mit der Akzeptanz von unterschiedlichen Formen der Sexualität, insbesondere der Polyamorie. Das Lösen von der - laut Gaigg - „romantischen Vorstellung“ der Verbindung von Liebe und Sexualität in einer Zweierbeziehung steht eine Form von offenen Beziehungen gegenüber, in der ein Mensch mit der Bedingung des Einverständnisses aller Beteiligten mehrere Menschen lieben kann.

Polyamorie wird längst offen diskutiert und ist in der freien Gesellschaft akzeptiert. Sie zählt zum privaten Intimbereich. Warum aber werden in dieser Performance explizite Szenen aus dem Sexleben inszeniert, indem man sie zu Gestöhne nachstellt? 

Skandaltauglich ist das nicht, auch die Nacktheit regt zumindest in diesem Rahmen niemanden mehr auf. Wieso sind darauffolgende Berührungen ein Tabu, das hinterfragt werden soll? Die Performerinnen und Performer nehmen Körperkontakt zum Publikum auf, das diesen Kontakt mit einem Nein-Signal ablehnen kann. 

Nach einer langen Stunde werden Kostüme übergestülpt, doch auch die mögliche Idee einer zweiten Haut bleibt ein unausgegorenes Experiment. Das Stück entwickelt sich zu einer Verhaltensstudie in Interaktion mit dem Publikum. Schade, dass Gaigg in diesem Thema stecken bleibt. Die so ausgezeichnete Choreografin hat Stücke wie „TRIKE“ und „DeSacre!“ kreiert - derzeit steht sie sich selbst im Weg.

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