ImPulsTanz: Ismael Ivo trifft auf Francis Bacon

ImPulsTanz: Ismael Ivo trifft auf Francis Bacon
Kritik: Ein unbarmherzig-toller Bilderrausch: Tanztheaterlegende Johann Kresnik und Tanzstar Ismael Ivo trafen im Stück "Francis Bacon" auf Bilder des 1992 verstorbenen Malers.

Das Zusammentreffen von Tanztheaterlegende Johann Kresnik mit Tanzstar sowie ImPulsTanz-Mitbegründer Ismael Ivo und Gemälden des 1992 verstorbenen Malers Francis Bacon garantiert gewaltige Bilder.

Die von ImPulsTanz und der brasilianischen Plataforma Internacional Estado da Danca produzierte Neuinszenierung des 1993 uraufgeführten Stücks "Francis Bacon" geriet im Odeon zu einem weiteren Höhepunkt von ImPulsTanz. Aufgrund der großen Nachfrage wird das Festival erstmals um sechs Tage verlängert: Bis 18. August ist dieses Stück neun Mal zu sehen.

Kresniks Regie und Ivos Regie/Choreografie lassen bekannte Gemälde Bacons wie die Porträts des Papstes Innozenz X. und die beinlose Sphinx lebendig werden. Gleichzeitig knüpfen sie Verbindungen zur Biografie des Malers zwischen Exzessen, Sex, Mord und Selbstmord.

Seine Faszination einer Ästhetik des Verbrechens bis zur Verweigerung der Einhaltung humanistischer Grenzen wird in 70 Minuten und 21 Bildern drastisch vorgeführt. Wie im Rausch führt ein Albtraum zum nächsten, Abgründe der menschlichen Seele öffnen sich. Erbarmungslos vermitteln Ivo, Elisabetta Violante, Valentina Schisa und Giuseppe Paolicelli die Ausweglosigkeit aus roher Gewalt, mit der sie sich und anderen auf blutroten Fußsohlen begegnen.

Bedrückend

Der Raum (Penelope Wehrli) erinnert an eine Zelle mit Metallwänden, aus der zu kühlem Neonlicht multifunktionale Liegen herausgeklappt werden. Auch die Musik von Paulo Chagas trägt zur bedrückend "baconesken" Atmosphäre des Stücks bei.

Großartig ist Ivos Darstellung der geschundenen Kreatur. Aus den Gemälden entwickelt er eine spezifische, singuläre Tanzsprache für dieses Stück mit Verrenkungen, Verzerrungen und allerlei Einschränkungen durch Verstümmelungen.

Wie ein Tier vor der Schlachtung hängt er einmal von der Decke, lässt einzelne Körperteile gespenstisch zur Geltung bringen, schneidet dem stets spürbaren Tod unbarmherzig Fratzen.

KURIER-Wertung: **** von *****

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