ImPulsTanz-Chefs warnen vor dem Aus

ImPulsTanz-Chefs warnen vor dem Aus
Karl Regensburger und Ismael Ivo, die Chefs von ImPulsTanz, schlagen Alarm: Mit diesen Subventionen ist das renommierte Top-Festival "nicht mehr machbar".

Im kommenden Jahr werden Intendant Karl Regensburger und der künstlerische Berater Ismael Ivo das 30-Jahr-Jubiläum des weltweit größten Tanzfestivals feiern. In welchem Umfang die beiden Gründungsväter das zu tun vermögen, steht noch in den Sternen. Denn was von Seiten der Wiener Kulturpolitik mit ihnen geschieht, be­zeichnen sie als "Tod auf Raten".

107.000 Besucher konnte das kürzlich zu Ende gegangene ImPulsTanz-Festival 2012 begeistern. "Wir generieren alljährlich etwa 35.000 Nächtigungen in Wien im Juli und August von Menschen, die in unserer Stadt ihr Geld ausgeben." Dennoch fühlen sich Regensburger und Ivo von der Stadt im Stich gelassen.

Versprechen

Die Subvention wurde jüngst für den Zeitraum bis 2015 mit 1,85 Millionen Euro pro Jahr festgeschrieben. "Wir mussten darauf einsteigen", erklärt Regensburger, "damit wir überhaupt ein Vertragsverhältnis haben und Künstler einladen können. Aber es wurde uns vom Büro des Kulturstadtrates Mailath-Pokorny versprochen, dass dieser Betrag nicht endgültig ist. Wir haben keine Chance, damit auszukommen."

Zuletzt erhielt ImPulsTanz pro Jahr zwei Millionen – da waren 150.000 für die Choreographic Platform Austria inkludiert. Aber auch das wäre für ein Festival in der jetzigen Form viel zu wenig.

"Wir brauchen pro Jahr vom Kulturamt 900.000 Euro mehr. Konkret 2,75 Millionen", betonen Regensburger und der Startänzer Ivo, der heuer bei der Wiederaufnahme des legendären Stückes über Francis Bacon begeisterte. "Damit hätten wir immer noch nur die Hälfte dessen, was das Tanzquartier bekommt. Das sind nämlich drei Millionen für 50.000 Besucher."

Die ImPulsTanz-Verantwortlichen können auch den Sinn der aktuellen Subventionsverteilung nicht nachvollziehen. "Die Wiener Festwochen bekommen derzeit das Fünffache. Eine Opernproduktion von Stephane Lissner weniger (er ist Festwochen-Musikdirektor, Anm.) , und unser Problem wäre gelöst."

Mit knapp 25 Euro pro Besucher wird ImPulsTanz von Stadt und Bund unterstützt. Regensburger und Ivo wehren sich auch gegen Aussagen, wonach es eine Verdreifachung der Unterstützung gegeben habe. "Tatsächlich erhielten wir im Jahre 2000 1.352.962,51 Euro vom Kulturamt. Wenn man diesen Wert mit 2,5 Prozent pro Jahr inflationsbereinigt, so kommt man für 2015 auf 1.959.493,12."

Abwanderung?

Das Festival-Team sei "personell unterbesetzt", die "Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß. Wir pfeifen aus dem letzten Loch." Ein Problem für die Planung sei auch, dass man immer erst im Frühjahr das Budget kenne. Wenn es also nicht bald Zusagen auf Erhöhung gebe, "müssen wir das Festival massiv verkleinern. Aber dann verliert es seinen Spitzenplatz." Als letzte Option wurde bereits über eine Abwanderung nachgedacht. "In Asien, zum Beispiel in Schanghai, oder in Brasilien, gibt es großes Interesse. Aber wir würden mit diesen Ländern unter Einbeziehung von Wien lieber kooperieren als dorthin zu übersiedeln", sagen die beiden.

Ismael Ivo vermisst auch eine klare kulturpolitische Zukunftsvision für Wien, den zeitgenössischen Tanz betreffend. "Man muss endlich die Qualität und die Ergebnisse der einzelnen Institutionen überprüfen. Da gibt es viel zu wenig Transparenz. Jedem ein bisschen zu geben, entspricht nicht dem Status von Wien als Tanzhauptstadt. Das ist ja wie beim Vogelfüttern." Der zeitgenössische Tanz in Wien und die lokale Szene würden auch international für Furore sorgen – "diese positive Entwicklung müsste man endlich ausreichend unterstützen und nachhaltig fördern".

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