Im Belvedere liegen die Nerven blank

Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco und Kurator Alfred Weidinger (r.) am Mittwoch zusammen mit Ai Weiwei im "21er Haus"
Direktorin Agnes Husslein feuerte eine Buchhalterin, weil diese Unterlagen zur Ausschlachtung durch die Medien weitergegeben habe.

Im Belvedere liegen die Nerven blank. Nicht so sehr wegen Ai Weiwei. Obwohl es eine Sensation ist, dass der chinesische Regimekritiker zwischen dem Gartenschloss des Prinzen Eugen und dem 21er Haus gleich mehrere bild- und aussagestarke Installationen realisieren ließ. Heute, Mittwoch, um 19 Uhr wird die von Alfred Weidinger kuratierte Personale eröffnet.

Man stößt unter anderem im Oberen Belvedere auf einen Drachen. Er ist natürlich kein Sinnbild. Obwohl sich Agnes Husslein-Arco, kurz AHA, Anfang der Woche ein starkes Stück geleistet haben soll: Die energische Direktorin feuerte eine Buchhalterin, die sich nichts zu Schulden kommen ließ, sondern lediglich eine Ungeheuerlichkeit aufdecken wollte.

Tatsächlich? Was ist passiert? Wir müssen ein wenig ausholen: Thomas Drozda, der neue SPÖ-Kulturminister, wollte zwar den Vertrag von AHA verlängern, nicht aber Prokuristin Ulrike Gruber-Mikulcik, die sich ob ihrer untadeligen Arbeit große Chancen ausgerechnet hatte, zur Co-Geschäftsführerin bestellen. Seine Wahl fiel auf Stefan Charles, derzeit am Kunstmuseum Basel tätig.

Die Entscheidung machte im Belvedere die Runde – und wenig später erhielt Hans Wehsely, der Kuratoriumsvorsitzende, eine Excel-Datei mit angeblichen Verstößen des Personals und vor allem der Direktorin gegen die verschärften, das Denunziantentum fördernden Compliance-Regelungen. Eigentlich hätte es eine Ethik-Kommission gebraucht, Wehsely aber betraute einen Wirtschaftsprüfer. Am Donnerstag dürfte das Ergebnis vorliegen.

Ob dieses die Grundlage für eine Entlassung von AHA bieten wird? Wohl kaum. Und so legten die Kritiker der "Schlossherrin" nach: mit einer sonderbaren Geschichte.

Das Belvedere organisiert gegen Bezahlung Kindergeburtstage – samt Führung, Malstunde und Rätsellösen. Das kostet für zehn Kids 270 Euro. Der Gynäkologe Peter Husslein schenkte seinem Enkel im Mai dieses Jahres so einen Nachmittag. Ist doch besser als das Hamburger-Futtern bei McDonald’s. Und er zahlte das Catering bar.

Die Rechnung für den Event über 405 Euro schickte die Belvedere-Buchhaltung Husslein zu. Zuvor aber fragte man nach, unter welchem Titel diese ausgestellt werden solle. Macht das die Buchhaltung immer so? Oder war das bereits Teil der Intrige?

Husslein jedenfalls bat im Antwort-Mail seiner Ordination darum, man möge nicht "Kindergeburtstag" schreiben, sondern "Zuweiserveranstaltung". Denn als solche wäre sie steuerlich absetzbar. Wohlgemerkt: wäre! Denn Peter Husslein hat ja noch keine Steuererklärung für 2016 abgegeben; somit liegt auch kein Steuerbetrug vor.

Gegenüber dem KURIER bedauert er, sich zu dieser Angabe verleitet haben zu lassen. Wirklich schlimm findet er, mit welchen Methoden gearbeitet werde, um seine Frau zu diskreditieren.

Nachforschungen hätten ergeben, dass eine Buchhalterin die Unterlagen zur Ausschlachtung durch die Medien weitergegeben habe. Die Direktorin wollte die Mitarbeiterin daher zur Rede stellen. Doch diese habe, so erzählt man, das Gespräch verweigert. AHA sei daher nichts anderes übrig geblieben, als die Frau zu entlassen. Im Belvedere liegen wirklich die Nerven blank. Dabei ist die Personale von Ai Weiwei eine echte Sensation.

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